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Zahnarztpraxis von Dr. Samuel Philipp und Dr. Paul Marx (1904-1936)
Paul Marx kam aus dem Badischen nach Lüneburg: In Sandhausen geboren, studierte er im nahegelegenen Heidelberg Zahnmedizin. 1923 heiratete er in Lüneburg Tony/Toni Philipp, deren Vater Samuel Philipp zu diesem Zeitpunkt bereits eine gut etablierte Zahnarztpraxis in der Ilmenaustraße führte.
Dr. Paul Marx stieg in die Praxis mit ein, die danach weiter expandierte. Tony und er bauten sich ein modernes Haus im Roten Feld, das damals gerade als neue Lüneburger Wohngegend erschlossen wurde. Sie bekamen zwei Töchter: 1927 wurde Ruth, 1930 dann Ellen geboren. Ruth erinnerte sich Jahrzehnte später: „Meine Eltern hatten ein reiches kulturelles Leben, und es ging uns wirtschaftlich sehr gut. Ich weiß nicht, ob ich, wenn die Hitlerzeit nicht gewesen wäre, heute noch in Lüneburg leben würde, aber ich habe die Stadt sehr geliebt, die mich und alle anderen Juden verraten hat.“
Ab 1933 gerieten die beiden jüdischen Zahnärzte angesichts nationalsozialistischer Boykott-Aufrufe und Attacken auf einzelne Patienten allerdings immer stärker unter Druck und mussten schließlich ihre Praxis aufgeben.
Relativ früh entschloss sich die Familie Marx deshalb zur Emigration nach Palästina. Gemeinsam mit den Semmy und Flora Philipp gelang es ihnen, die raren britischen Einwanderungszertifikate nach Palästina zu erhalten. Zahnärzte wurden dort dringend gebraucht, und so war schon früh klar, dass man sich dort so schnell wie möglich wieder eine Praxis aufbauen wollte.
1936 emigrierten die Familien Marx und Philipp gemeinsam nach Haifa, die beiden Zahnärzte fingen sofort wieder an zu arbeiten. Dr. Paul Marx starb am 9. Juli 1975 in Haifa.
Quellen und Infos
Erinnerungen von Ruth Lustig, zitiert nach Sybille Bollgöhn, Jüdische Familien in Lüneburg, Lüneburg 1995, S. 145.