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David Linden [*1886]

Geboren am 22.10.1886 in Kolomea, Galizien, Österreich-Ungarn (heute Kolomyya, Ukraine), gestorben am 12.04.1940 in Oranienburg (KZ Sachsenhausen) im Alter von 54 Jahren

Der Kaufmann David Linden wurde 1886 im Kolomea (auch Kolomyia) in Galizien geboren, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte und heute Teil der Ukraine ist. Die Stadt hatte eine große und lebendige jüdische Gemeinde - zur Zeit von David Lindens Geburt waren etwa die Hälfte der Bevölkerung Juden. David Linden war ein uneheliches Kind; seine Mutter hieß Bertha Linden.

Es ist unklar, wann und wie David Linden von Galizien nach Norddeutschland kam. Im August 1904 zog er jedenfalls aus seinem damaligen Wohnort Wandsbek nach Lüneburg. Zunächst wohnte David Linden Bei der Johanniskirche 8, später in der Straße Im Wendischen Dorfe.

Ende Oktober 1912 heiratete er in Harburg Cywia (später genannt Klara) Stapelfeld. Sie war eine Tochter von Josef Stapelfeld, dem Besitzer eines der erfolgreichsten Kaufhäuser in Harburg, das damals noch eine eigenständige Stadt war. Auch die Stapelfelds stammten wie David Linden aus dem galizischen Kolomea.

Nach der Heirat zog Cywia zu David Linden nach Lüneburg. Von 1913 bis 1922 hatte das Paar vier Kinder. Das erste Kind, die Tochter Anni, wurde noch in Lüneburg geboren, die anderen Kinder dann in Hamburg. Tochter Ruth starb 1919 im Alter von 8 Monaten. 

Im August 1915, ein Jahr nach Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde David Linden zum Kriegsdienst in der österreichisch-ungarischen Armee eingezogen. Schon nach einem Monat kam er zurück nach Hause, vermutlich war er im Krieg verwundet worden.

1916 zog David Linden aus Lüneburg nach Harburg. Seine Frau war mit der gemeinsamen Tochter bereits Ende 1915 umgezogen. In Harburg übernahm Cywia - die sich nun Klara nannte - zusammen mit ihren Geschwistern das Geschäft des verstorbenen Vaters. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte auch David Linden zur Geschäftsführung des "Warenhauses Geschwister Stapelfeld", das in den nächsten Jahren noch erfolgreicher wurde.

Nach der Machtübernahme Hitlers wurde das Harburger Kaufhaus Stapelfeld, wie viele andere jüdische Gewerbe, Opfer von antisemitischen Boykotten und Attacken. 1938 musste das Geschäft aufgegeben werden. Die Versuche des Ehepaares Linden, nach Palästina auszuwandern, waren erfolglos. Die Söhne Max und Julius konnten aus Deutschland fliehen; die Tochter Anna wurde 1938 verhaftet und nach Polen deportiert. Bei Kriegsausbruch im September 1939 wurde David Linden festgenommen und ins Polizeigefängnis Fuhlsbüttel gebracht.

Von dort kam er Ende Februar 1940 ins KZ Sachsenhausen. Er starb keine zwei Monate später, angeblich an einer Entzündung an der linken Hand.


Quellen und Infos:

Mehr zum Ort Kolomea

Mehr zur Geschichte der Familie in Harburg

Einträge bei Mapping the Lives und im Gedenkbuch des Bundesarchivs

Sterbedokumente bei den Arolsen Archives: 1, 2

David Linden (1886-1940) – Find a Grave Gedenkstätte