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Szyja Schullerer [*1894]

Geboren am 31.01.1894 in Wojnicz, Galizien, Österreich-Ungarn (heute Polen), gestorben am 18.07.1942 in Sanalny, Sibirien im Alter von 48 Jahren

Wohnort

Familie Schiffmann/Gutstein/Schwarz (1914-1936)
Familie Salomon Goldberg (1931-1935)

Altenbrückertorstraße 16
Lüneburg

Wohnort

Familie Schiffmann/Gutstein/Schwarz

Altenbrückertorstraße 4
Lüneburg

Der Kaufmann Szyja Schullerer (später auch Osias genannt) wurde 1894 im galizischen Ort Wojnicz, in der Nähe von Tarnow, geboren.

1920 kam er aus Köln nach Lüneburg, um dort einen Textilhandel zu betreiben. In den nächsten Jahren lernte er seine spätere Ehefrau, Berta Gutstein, kennen, die ebenfalls in Lüneburg Händlerin war. Als er 1922 nach Altona (beziehungsweise kurze Zeit später nach Harburg) zog und dort ein Geschäft öffnete, folgte sie ihm. Sie heirateten im Februar 1923 und hatten vier Kinder zusammen.

Das Textilwarengeschäft, in dem nun beide Hälften des Ehepaares arbeiteten, war sehr erfogreich. 1933 musste es jedoch nach den Boykotten jüdischer Gewerbe aufgelöst werden. Szyja Schullerer bekam eine Stelle bei den Margarine-Werken Thoerl in Hamburg-Wilhelmsburg, wo er auch als ehrenamtlicher Kashrut-Aufseher arbeitete. Das neue Einkommen war jedoch nicht genug - Berta Schullerer öffnete einen erfolgreichen Geflügelhandel und übernahm somit einen großen Teil der Arbeit für die Familie. Szyja Schullerer gab nebenbei kostenlosen hebräischen Unterricht. 

Im Oktober 1938 wurde die Familie im Zuge der sogenannten "Polenaktion" der Nazis nach Bentschen (Zbaszyn) in Polen abgeschoben. Dort lebten sie bis Juli 1939 in einem Flüchtlingslager. Danach zogen sie (es ist unklar, ob dies freiwillig geschah) nach Ostpolen, in die Nähe von Tarnow. Im Dezember 1939 flohen sie nach Stanislawow in Galizien, nachdem ihr Wohnort von der Wehrmacht überfallen und zwei ihrer Kinder ermordet worden waren.

Von der sowjetischen Verwaltung Stanislawows wurden sie dann als Zwangsarbeiter nach Sibirien deportiert. Szyja Schullerer überlebte die schwere Arbeit dort nicht. Er starb 1942.


Quellen und Infos:

Mehr zur Geschichte der Familie: Stolpersteine in Hamburg | Namen, Orte und Biografien

Einträge bei Mapping the Lives und im Gedenkbuch des Bundesarchivs

Mehr zum Ort Wojnicz

Mehr zur Abschiebung polnischer Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich 1938/1939


Namensvarianten: Ozjasz Osias Schullehrer