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Tochter von
Schwester von
Mutter von
Ehefrau von Szyja Schullerer [*1894]
Familie Schiffmann/Gutstein/Schwarz (1914-1936)
Familie Salomon Goldberg (1931-1935)
Altenbrückertorstraße 16
Lüneburg
Familie Schiffmann/Gutstein/Schwarz
Brancia Gutstein, später Berta genannt, wurde 1889 in der heutigen Ukraine geboren. Der Ort Bolszowice (heute Bilshivtsi) hatte seit dem 17. Jahrhundert eine starke jüdische Gemeinde; als sie zur Welt kam, waren über 75% der Bevölkerung Juden. Brancia Gutstein war die älteste Tochter des Kaufmanns Osias Schiffmann und dessen erster Frau, Taube Gutstein.
Sie wohnte seit November 1915 in Lüneburg, wo sich ihr Vater im vorherigen Jahr mit seiner zweiten Ehefrau und ihren Kindern niedergelassen hatte. In Lüneburg, wo Brancia nun Berta genannt wurde, betrieb sie einen Handel mit Weiß- und Kurzwaren. In den nächsten Jahren lernte sie in Lüneburg ihren späteren Mann, Szyja Schullerer, kennen, welcher ebenfalls Textilhändler war. Als dieser 1922 nach Altona (beziehungsweise kurze Zeit später nach Harburg) zog, folgte sie ihm. Sie heirateten im Februar 1923.
Zusammen hatten sie insgesamt vier Kinder. Berta Schullerer arbeitete bei ihrem Mann im Geschäft. Dieses konnte großen Erfolg genießen, bis es nach dem Boykott jüdischer Gewerbe im April 1933 geschlossen werden musste. Berta öffnete einen erfolgreichen Geflügelhandel, um ihren Mann zu unterstützen, dessen neues Einkommen nicht ausreichte.
Im Oktober 1938 wurde die Familie im Zuge der sogenannten "Polenaktion" der Nazis nach Bentschen (Zbaszyn) in Polen abgeschoben. Dort lebten sie bis Juli 1939 in einem Flüchtlingslager. Danach zogen sie (es ist unklar, ob dies freiwillig geschah) nach Ostpolen, in die Nähe von Tarnow. Im Dezember 1939 flohen sie nach Stanislawow in Galizien, nachdem ihr Wohnort von der Wehrmacht überfallen und zwei ihrer Kinder ermordet worden waren.
Von der sowjetischen Verwaltung Stanislawows wurden sie als Zwangsarbeiter nach Sibirien deportiert. Dort starb Bertas Ehemann. Sie selbst überlebte den Krieg und emigrierte, nach einiger Zeit in verschiedenen Flüchtlingslagern, Ende Mai 1947 nach Palästina.
Quellen und Infos:
Mehr zur Geschichte der Familie: Stolpersteine in Hamburg | Namen, Orte und Biografien
Eintrag bei Mapping the Lives
Mehr zur Gemeinde in Bolszowice
Mehr zur Abschiebung polnischer Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich 1938/1939
Namensvarianten: Brancia Schullehrer