Menschen

Hier finden sich Namen, Lebensdaten, Biografien und Familiengeschichten zu jüdischem Leben in Lüneburg. Haben Sie weitere Informationen, Korrekturen, Fotografien, Dokumente oder Anregungen? Nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf, damit wir die Seiten aktualisieren können.

Suchen Sie nach Namen, Orten oder Begriffen
oder wählen Sie einen Namensbereich    A - F      G - L      M - R      S - Z   

 

Hermann Meer [*1913]

Geboren am 01.08.1913 in Zablotow, Galizien, Österreich-Ungarn (heute Sabolotiw, Ukraine), gestorben in Israel

Wohnort

Leopold Less (1899)
Familie Karl Meer (1916-1931)
Familie Marcus Leo Feintuch (1916-1919)
Salomon Brandweinmann (1920)

Auf dem Kauf 1
Lüneburg

Wohnort

Familie Karl Meer (1914-1916)

Neue Sülze 11
Lüneburg

Hermann Meer war das erste Kind von Karl und Anna Meer geb. Gaber. Er wurde 1913 in Zablotow geboren, das damals zum österreichisch-ungarischen Landesteil Galizien gehörte. Kurz nach seiner Geburt wanderte sein Vater nach Deutschland aus und ließ sich in Lüneburg nieder. Als Hermann 8 Monate alt war, kam auch er mit seiner Mutter nach Lüneburg.

Hermann wuchs mit seinen drei jüngeren Schwestern in Lüneburg auf, in einer Mietwohnung Auf dem Kauf. In den 1980ern erinnerte er sich: „Meine Eltern lebten mit mehreren Nachbarn des Hauses […] in freundschaftlichem Verhältnis. Unser Hauswirt, Herr Friedrich Eickmann, lud uns vier Kinder Jahr für Jahr zur Feier des Heiligabends zu sich ein. Sein Enkel, Friz Kaufmann, der auf der gleichen Etage wohnte wie wir, war mein bester Freund.“

Schwierig sei allerdings die Beziehung zwischen "Ostjuden" wie ihnen und den alteingesessenen Lüneburger Juden gewesen. Es habe kaum gesellschaftlichen Kontakt gegeben, selbst zu einer Familie wie den Meers, deren Kinder fast alle in Lüneburg geboren wurden und komplett in Deutschland sozialisiert worden seien. Man habe nicht zusammen gefeiert, die "Ostjuden" seien nicht akzeptiert worden und deswegen in Lüneburg fast immer unter sich geblieben. Mit einer Ausnahme: „Das einzige Fest, das gemeinsam von der gesamten Gemeinde im [Hotel] Wellenkamp gefeiert wurde, war Chanukka, das mit einem großartigen Ball begangen wurde, der schon monatelang vorher mit viel Talent, Geschmack und Initiative vorbereitet wurde. Dies war auch die berühmte Ausnahme, die die Regel bestätigt, bei der sich Ost und West auf ganz unoffizieller und menschlicher Basis trafen und in fröhlicher und gelöster Stimmung gemeinsam den Ball genossen. Ich habe viele schöne Erinnerungen an dieses schöne Ereignis, dessen spiritus rector unser allgemein beliebter und verehrter Lehrer Wolf [Joseph Isaak Wolff] war.“

Hermann Meer erhielt von jüdischen Lehrern Privatunterricht, besuchte in Lüneburg die Mittelschule, dann in Uelzen das Gymnasium. Von dort ging er zum 1932 zum Medizinstudium nach Hamburg. Dort schloss er sich der zionistischen Studentenverbindung "Kadimah" an. Schon fruh bereitete er seine Auswanderung nach Palästina vor. Zu diesem Zweck besuchte er eine "Hachschara" auf dem Gut Glinde bei Hamburg, eine landwirtschaftliche Ausbildungseinrichtung, die junge Zionisten auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitete.

Im November 1933 ging Hermann Meer nach Haifa. Er arbeitete dort zunächst auf einer Zitrusplantage. Durch den Kontakt zu dem ebenfalls aus Lüneburg stammenden Chemiker Samuel Melzer-Reiss begann Hermann Meer in der Chemieindustrie zu arbeiten. Später machte er sich in diesem Bereich selbständig. Die ersten Jahre waren schwer, aber am Ende war Hermann Meer wirtschaftlich sehr erfolgreich.

Er heiratete und gründete eine Familie in Haifa.


Quellen und Infos:

"Familie Meer", in: Sybille Bollgöhn, Jüdische Familien in Lüneburg, Lüneburg 1995, Seite 76-83

Manfred Göske, Manuskripte "Ostjuden in Lüneburg" und "Lüneburger Zionisten" mit Kommentaren von Hermann Meer; Sammlung Manfred Göske, Museum Lüneburg

Namensvarianten: Hersch Laib