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Ehemann von Elkana Gans, geborene Ahrons, verwitwete del Banco
Bankier Meyer Mendel del Banco, später Elisa del Banco (1786-1797)
Bankier Moses Gans (1797-ca. 1839)
Mobilienhandlung, Papierfabrik und Papierhandel Philipp Behrens, später Adele Behrens (1816-1860)
Wäsche- und Aussteuergeschäft Arnold Jacobson (ca. 1886-1932)
Warenhaus Gubi (1932-1938)
Familie Meyer Mendel del Banco (1786-1797)
Familie Moses Gans (1797-ca. 1839)
Familie Philipp Behrens (1816-1869)
Familie Bernhard Behrens (1870-1893)
Familie Arnold Jacobson (1893-1913)
Moses Selig Gans - in der zeitgenössischen Überlieferung meist als Moses Gans bezeichnet - wurde um 1760 als Sohn des Schutzjuden Selig Gans in Hannover geboren. Die Familie Gans gehörte zu den großen jüdischen Familien der Region, bisher ist noch nicht klar, zu welchem Zweig Moses Selig gehörte.
Der Begriff "Schutzjude" bezeichnete einen Status, den deutsche Landesherren jüdischen Händlern etwa vom 14. bis ins 19. Jahrhundert gewährten, um von deren Einnahmen zu profitieren und die Ansiedlung jüdischer Familien zu steuern. Gegen Zahlung von hohen Schutzgeldern und die Einhaltung von strengen Regeln zur Bewegungfreiheit wurde den Schutzjuden ein gewisser Schutz nach außen und eine Privilegierung gegenüber anderen Juden zugesichert. Im Kufürstentum und späteren Königreich Hannover gab es bis in die 1840er Jahre Schutzjuden.
Moses Gans arbeitete zunächst als Buchhalter. Anfang der 1790er kam er nach Lüneburg, möglicherweise schon mit Blick auf eine Heirat. Im November 1793 schrieb die Lüneburger Witwe Elkana del Banco geb. Ahrons an die Regierung in Hannover: „Supplicantin hat sich entschlossen, mit dem ältesten Sohn des Schutzjuden Selig Gans zu Hannover, Moses Gans sich wiederum zu verheiraten. Da ihr Bräutigam von einer guten seit vielen Jahren zu Hannover geschützten Familie ist und 14 Jahr als Buchhalter im Nathan Moses Lewyschen Comtoir gedient, mithin nur reelle Geschäfte getrieben hat, und die besten Zeugnisse seines Wohlverhaltens erforderlichen Falls beibringen kann; so wagt Supplicantin [...] unterhänigst zu bitten, von ihrem vorigen Ehemann Meyer Mendel del Banco gnädigst erteilten Schutz auf Lüneburg gnädigst wiederum auf [...] ihren Bräutigam Moses Gans zu transferieren.“ Auch die 1790 erteilte Konzession zum Handel mit Seidenwaren möge bitte auf Moses Gans übertragen werden.
Diesen Bitten wurde stattgegeben. Um 1793 konnte Moses Gans die kinderlose Witwe Elkana geb. Ahrons heiraten, und sowohl der Schutzstatus als auch die Handelskonzessionen wurden von ihrem ersten Ehemann Meyer Mendel del Banco auf ihn übertragen. 1797 verkaufte Elkana ihm das Haus Am Markt 6, das sie von ihrem ersten Ehemann geerbt hatte und in dem sie nun mit Moses Gans lebte.
Moses Gans blieb gute 40 Jahre Jahre als Schutzjude in Lüneburg und betrieb in dieser Zeit sehr erfolgreich sowohl ein Bank- als auch ein Textilhandelsgeschäft. Ein Ereignis im Jahr 1813 zeigt die Bedeutung des Bankiers Gans in Lüneburg: Im April 1813 gehörte er als Mitglied der Lüneburger Verwaltungskommission zu den 106 "ersten Bürgern der Stadt", die im April 1813 auf Befehl des napoleonischen Generals Montbrun als Geiseln verhaftet (und kurze Zeit später wieder freigelassen) wurden.
Zum Haushalt gehörte von Anfang auch ein Mitarbeiter, in den Akten zunächst als "Knecht", später auch als "Händler" geführt: Philipp Behrens aus Dannenberg, der ein entfernter Verwandter von Elkana war.
Um 1815 starb Elkana Gans. Moses Gans lebte noch viele Jahre als Witwer in Lüneburg. Er starb um 1839 und wurde auf dem jüdischen Friedhof der Stadt beerdigt. Das Haus Am Markt 6 ging auf seinen langjährigen Mitarbeiter (und evtl. auch Erben) Philipp Behrens über, der dort mit Möbeln handelte und später eine Papierfabrik und einen Papierhandel aufbaute.
Quellen und Infos:
Friedrich Wilhelm Volger: Die merkwürdigsten Begebenheiten in Lüneburg während der Jahre 1813 und 1814, Lüneburg 1839, S. 102/103. Online verfügbar über Google Books
Proklamation des Generals Montbrun von 1813, Stadtarchiv Lüneburg
Informationen zum Status "Schutzjude": https://germanhistorydocs.ghi-dc.org/sub_image.cfm?image_id=571&language=german