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Lucie Baden-Behr, geborene Joseph, verwitwete Behr [*1887]

Geboren am 19.06.1887 in Waldenberg/Neumark (heute Dobiegniew, Polen), gestorben im Jahr 1942 in Minsk im Alter von 55 Jahren
Lucie Baden-Behr, um 1934; Geschichtswerkstatt Lüneburg
Lucie Baden-Behr, um 1934
...
Lucie Baden-Behr mit dem Familienhund, Juli 1934; Privatbesitz Reuven Stern
Lucie Baden-Behr mit dem Familienhund, ...

Lucie Baden-Behr, geborene Joseph, verwitwete Behr [*1887] ist

Mutter von

Ehefrau von

Wohnort

Familie Nathan Behr (1878-1914)
Familie Max Behr, Familie Baden-Behr (1914-1941)

Bardowicker Straße 12
Lüneburg

Arbeitsstätte

Schuh- und Texthilhaus N. Behr (1878-1938)

Bardowicker Straße 12
Lüneburg

Wohnort

Familie Abraham Ahrons (1763-1790)
Familie Isaak Abraham Ahrons (1790-1799)
Familie Marcus Heinemann (1862-1939)
Familie Salomon Heinemann (1860er/1870er)
Adolf und Hulda Schickler (1935-1942)
Sally und Lucie Baden-Behr (1939, 1941)

Große Bäckerstraße 23
Lüneburg

Wohnort

Familie Adolf Abraham Brasch (1887-1899)
Familie Leopold Less (1932-1941)

Große Bäckerstraße 18
Lüneburg

Wohnort

Familien Meyer Horwitz, Sally Horwitz, Alex Horwitz, Witwe Caroline Horwitz (1889-1940)

Rotehahnstraße 3-4
Lüneburg

Lucie Joseph wurde 1887 in Waldenberg in der Neumark geboren. Um 1907 heiratete sie den aus Lüneburg stammenden Max Behr, der eine Ausbildung zum Kunstschmied gemacht hatte, dann jedoch ins elterliche Schuhgeschäft eingestiegen war. Zunächst lebten die beiden in Osnabrück, wo Max Behr eine Filiale des Lüneburger Schuhhauses Behr leitete.

Vor dem Ersten Weltkrieg zogen die beiden nach Lüneburg und stiegen dort in das Schuhgeschäft "N. Behr" ein, das der Vater von Max gegründet hatte. Sie hatten drei Kinder: Ruth, Arnold und Lisa. 1923 wurde Lucie Behr viel zu früh Witwe, wenig später heiratete sie den Schuhkaufmann Sally Baden, der in Danzig geboren worden war. Zusammen bauten die beiden das Schuhgeschäft weiter aus und machten es zu einer der ersten Adressen in Lüneburg.

Ab 1933 hatte die Familie unter der NS-Judenverfolgung zu leiden. Boykottaktionen und Schikanen machten es immer schwerer, das zuvor überaus beliebte und erfolgreiche Geschäft weiterzuführen. Nachdem ein "arischer" Konkurrent dafür gesorgt hatte, dass ihnen die Vertretung der großen Schuhmarke Salamander entzogen wurde, sahen sie sich gezwungen, dass Geschäft zu verkaufen. Im Mai 1938 wurde das Schuhhaus N. Behr "arisiert", d.h. unter staatlichem Druck weit unter Wert an den nichtjüdischen Geschäftsmann Carl Schnabel verkauft.

Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde Sally Baden ins KZ Sachsenhausen verschleppt und erst im Frühjahr 1939 wieder entlassen. In dieser Zeit war Lucie Baden-Behr gezwungen, auch den Verkauf des Hauses in der Bardowicker Straße vorzubereiten. Im April 1939 ging es weit unter Wert an Carl Schnabel, dem bereits das Schuhgeschäft gehörte. Spätestens seit August 1938 konnte die Familie nicht mehr frei über ihr Vermögen verfügen.

Verzweifelt versuchten die Baden-Behrs nun, zu ihrer Tochter Ruth nach Australien zu emigrieren. Alles war schon organisiert und gebucht, aber dann machte der Kriegsbeginn die Pläne zunichte. Auch eine geplante Auswanderung in die USA kam nicht zustande.

Lucie Baden-Behr musste mit ihrem Mann in Lüneburg bleiben, zunächst noch kurzfristig geduldet vom neuen Inhaber des Schuhgeschäfts Carl Schnabel. Dann wurden sie gezwungen, in immer kleinere Wohnungen bzw. Zimmer umzuziehen: Ende 1939 in die Große Bäckerstraße 23 (damals noch Eigentum von Henry Heinemann), im September 1940 zur Familie von Else Horwitz in die Rotehahnstraße 4, Ende 1940 zu Anna Less und Leopold Less in die Große Bäckerstraße 18, dann wieder zurück ins ehemalige Heinemannsche Haus in der Großen Bäckerstraße 23. Am 6. Dezember 1941 wurden Lucie und Sally über Hamburg nach Riga deportiert.

Sally Baden starb in Riga, wo die Lebensbedingungen katastrophal waren. Lucie Baden-Behr wurde am 12. Juli 1942 weiter nach Minsk deportiert und kam dort ums Leben.


Quellen und Infos:

Lucie Behr, in: Biografien von Opfern der Deportationen aus Nordwestdeutschland zwischen 1941 und 1945

Lucie und Sally Baden Behr, in: Lüneburger Juden, die nach Riga deportiert wurden

Katharina Schipkowski: Die Familie Baden-Behr, in: Hanno Balz (Hrsg.), Verdrängung und Profit. Die Geschichte der „Arisierung“ jüdischen Eigentums in Lüneburg 1933-1943, Lüneburg 2011, S. 124-129

Namensvarianten: Lucy