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Olga Baruch, geborene Philipp [*1869]

Geboren am 24.09.1869 in Lüneburg, gestorben im Jahr 1942 in Treblinka im Alter von 73 Jahren

Wohnort

Familie Theodor Philipp (1871)

Neue Sülze 20
21335 Lüneburg

Wohnort

Familie Theodor Philipp (1871-1877)

Große Bäckerstraße 10
21335 Lüneburg

Wohnort

Familie Theodor Philipp (1892-1897)

Bardowicker Straße 24
21335 Lüneburg

Wohnort

Familie Theodor Philipp (1877-1892)

Heiligengeiststraße 15
21335 Lüneburg

Olga Philipp war das zweite Kind vom Religionslehrer der jüdischen Gemeinde Theodor Philipp und seiner Frau Rosa. Während ihr Bruder Samuel Philipp Medizin studierte und sich später als Zahnarzt in Lüneburg niederließ, blieb Olga zunächst bei den Eltern in Lüneburg.

Am 27.08.1895 heiratete sie in der Lüneburger Synagoge den aus Pinne in der Provinz Posen stammenden Kaufmann Philipp  Baruch. Nach der Hochzeit zogen die beiden nach Harburg, wo Philipp Baruch als Immobilienmakler arbeitete. 1896 und 1898 wurden dort ihre Töchter Gerda und Alice geboren.

1936 flüchteten Olga und Philipp Baruch angesichts des wachsenden Antisemitismus von Harburg ins benachbarte Hamburg, weil sie hofften, in der Anonymität der Großstadt besser durchkommen zu können. Sie versuchten zu emigrieren, aber ohne Erfolg.

Am 15.07.1942 wurden sie von Hamburg aus nach Theresienstadt deportiert. Am 21.09.1942 verschleppte man sie von dort weiter ins Vernichtungslager Treblinka, wo beide umgebracht wurden. Auch ihre beiden Töchter kamen im Holocaust um. Am früheren Wohnort der Familie in Harburg liegen heute Stolpersteine für Olga und Philipp Baruch. Die Details ihrer Familiengeschichte lassen sich auf der Website des Hamburger Stolperstein-Projekts nachlesen.

Um 2010 tauchte in Hamburg an der Staats- und Universitätsbibliothek ein Buch auf, das die Hamburger Gestapo höchstwahrscheinlich aus dem Haushalt von Olga und Philipp Baruch geraubt hatte, kurz nach deren Deportation. Der Eigentümer war Olgas Vater Theodor Philipp gewesen. Er hatte es offenbar oft benutzt, genau studiert und mit vielen handschriftlichen Notizen versehen. Es handelte sich um eine "Vorbeterschule" für Rabbiner und Lehrer, eine Sammlung von Synagogen-Gesängen mit Texten in hebräischer und lateinischer Schrift. 1941 hatte die Gestapo das Buch zusammen mit tausenden anderer geraubter Bücher der Hamburger Bibliothek "geschenkt". 2018 konnte das Buch als NS-Raubgut an Theodor Philipps Urenkelin und Erbin Ruth Lustig zurückgegeben werden. Sie entschloss sich, es dem Museum Lüneburg zu schenken. Dort ist in der Dauerausstellung ein Film über Ruth Lustig geb. Marx und die Geschichte ihrer Familie in Lüneburg zu sehen. Seit 2018 gehören zu der Darstellung auch einige faksimilierte Seiten aus Theodor Philipps Buch.


Quellen und Infos:

https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?MAIN_ID=7&BIO_ID=3406

Eintrag "Philipp, Theodor" über die Restitution der Vorbeterschule an die SUB Hamburg