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Jakob Lengel [*1907]

Geboren am 20.06.1907 in Lüneburg, gestorben im Jahr 1987 in New York City, NY, USA im Alter von 80 Jahren
Jakob Lengels Passfoto für seine Ausreise nach Großbritannien 1939, die Spuren des langen KZ-Aufenthalts sind ihm anzusehen; Privatbesitz Joan Lengel
Jakob Lengels Passfoto für seine ...
Familie Lengel 1917. ; Stehend von links: Sophie, Jakob, Selma. Sitzend von links: Sonia, Elisabeth, Toni.; Privatbesitz Joan Lengel
Familie Lengel 1917.
Stehend ...
Jakob Lengel als Spieler in der Fußballmannschaft des FSL Lüneburg, 1920er; Geschichtswerkstatt Lüneburg
Jakob Lengel als Spieler in der ...
Bericht über Besuch der Lengels in Lüneburg 1984; Landeszeitung für die Lüneburger Heide, 15.06.1984
Bericht über Besuch der Lengels in ...

Wohnort

Familie Hirsch Lengel (1919-1940)
Witwe Esther Feintuch (1925)
Familie Heinrich Kapp (1926-1933)
Albert und Anna Horwitz (1941-????)

Salzbrückerstraße 64 (heute 69)
21335 Lüneburg

Arbeitsstätte

Produkten- und Fellhändler Hirsch Lengel (1919-1940)

Salzbrückerstraße 64 (heute 69)
21335 Lüneburg

Jakob (Jacob) Lengel wurde 20.6.1907 in Lüneburg als sechstes Kind des Produktenhändlers Hirsch Lengel und seiner Frau Bertha geb. Lirt  geboren. Er arbeitete zusammen mit seinem Vater im Betrieb in der Salzbrückertorstraße.

Jakob war ein aktiver Fußballer im Arbeitersportverein und engagierte sich schon früh politisch im sozialdemokra­tischen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Er wurde im April 1937 in Lüneburg festgenommen, nachdem er einen „Stürmer“-Verkäufer beschimpft hatte, der vor dem Kaufhaus Gubi die Kunden belästigte. Aus dem Gefängnis in Lüneburg kam er am 19.6.1937 ins Konzentrationslager Dachau, von dort weiter am 22./23. 9. 1938 ins Konzentrationslager Buchenwald.

Im Zuge der Massenverhaftungen nach dem Novemberpogrom kamen über 6000 jüdische Männer nach Buchenwald. Jakob Lengel wurde gemeinsam mit einigen von ihnen am 28.11.1938 aus dem Lager entlassen - auch sein Vater Hirsch Lengel, der in Sachsenhausen inhaftiert gewesen war, kam um diese Zeit frei. Vermutlich stand dahinter der Versuch des NS-Regimes, die Familie Lengel unter Druck zu setzen, möglichst schnell die "Arisierung" ihres Hauses voranzutreiben. Jakob kam jedenfalls nach Lüneburg zurück und versuchte seinen Eltern beim Zwangsverkauf ihres Hauses zu helfen.

Außerdem bemühten sich alle Familienmitglieder verzweifelt darum, Emigrationsmöglichkeiten zu finden und Überfahrten zu organisieren. Nur Jakob schaffte es am Ende: Im Juni 1939 konnte er dank eines speziellen Rettungsprogramms des Central British Fund for European Jewry ins „Kitchener Camp“ nach England ausreisen, genau wie Werner Hirsch aus Lüneburg, der im Warenhaus Gubi arbeitete. Jakob Lengel konnte von England aus im Mai 1940 weiter in die USA emigrieren. Seine Eltern und vier seiner Geschwister wurden Opfer der Judenvernichtung.

Jakob heiratete Rivka/Jean, die er bereits in England kennengelernt hatte, und gründete mit ihr gemeinsam eine Familie in Queens, NY.

1984 kam er noch einmal zurück nach Lüneburg, zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn Michael. 1987 starb Jakob Lengel in New York.

Namensvarianten: Jacob