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Tochter von
Schwester von
Ehefrau von Gustav Löwenstern [*1869]
Hermine Horwitz wurde 1881 im westfälischen Bünde als neuntes Kind des Viehhändlers Meyer Horwitz und seiner Frau Caroline geb. Meier geboren. 1889 kam sie zusammen mit ihren Eltern und ihren zehn Geschwistern von Bünde nach Lüneburg.
1897 verließ sie die Stadt. Sie wohnte und arbeitete zunächst ein paar Jahre in Hamburg, dann in Halle an der Saale, Herne und Werl in Westfalen. 1907 reiste sie zusammen mit ihrer Schwester Elsa nach New York. Die beiden besuchten ihre älteste Schwester Ottilie Polack, die in den 1890ern emigriert war und nun mit ihrer Familie in Brooklyn lebte. Hermine lebte zwei Jahre in den USA, kehrte jedoch dann wie zuvor schon Elsa nach Deutschland zurück.
Ab 1909 wohnte Hermine in Friedberg in Hessen. 1910 heiratete sie in Lüneburg den hessischen Tabakwarengroßhändler Gustav Löwenstern. Hermine zog zu ihm nach Korbach. Dort wurde 1911 ihre Tochter Johanne Ilse Löwenstern und 1915 ihr Sohn Bernhard Löwenstern geboren.
Schon vor 1933 begannen Korbacher Nationalsozialisten damit, das sehr angesehene und florierende Unternehmen massiv zu boykottieren und die Familie direkt anzugreifen. Sie trieben Gustav Löwenstern in den Ruin. 1932 musste er Konkurs anmelden. Kurz darauf musste Sohn Bernhard vorzeitig das Gymnasum verlassen. Hermine Löwenstern baute ein Einzelhandelsgeschäft für Tabakwaren auf, um die Familie über Wasser zu halten.
Hermines Mann Gustav Löwenstern starb 1938 an einem Herzinfarkt, vermutlich mitverursacht durch die unerträgliche Verfolgungssituation der Familie. Sohn Bernhard Löwenstern war schon 1933 von SS-Männern so schwer misshandelt worden, dass er eine schwere Kopfverletzung davontrug und vorübergehend in die Landesheilanstalt Marburg eingewiesen werden musste. Im Zuge der Novemberporgrome 1938 war er im KZ Buchenwald inhaftiert, wurde im Januar 1939 freigelassen und im September 1939 erneut inhaftiert. 1940 kam er in die Landesheilanstalt Haina. Im Oktober 1940 gehörte er wie alle jüdischen Anstaltspatienten zu den ersten Opfern der nationalsozialistischen „Euthanasie“. Am 1. Oktober 1940 wurde er in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel vergast.
Hermines Tochter Ilse zog schon früh zu einem Onkel nach Lübeck, um dort das Abitur zu machen – in Korbach war das damals für Mädchen noch nicht möglich. Sie begann Germanistik und Pädagogik zu studieren. Angesichts der existentiellen Probleme ihrer Familie startete sie dann jedoch 1932 in Berlin eine Ausbildung zur Kindergärtnerin in Berlin und arbeitete danach in einer jüdischen Schule als wissenschaftliche Erzieherin. Im Frühjahr 1939 ging sie als Hauslehrerin und Erzieherin einer englischen Familie nach Indien. Sie schaffte es, von dort aus auch für ihre Mutter und ihren Bruder Einreisegenehmigungen zu erhalten. Es war jedoch zu spät: Inzwischen war am 1. September 1939 der Krieg ausgebrochen, eine Überfahrt nach Indien war nicht mehr möglich.
Hermine Löwenstern geb. Horwitz blieb allein in Korbach zurück. Am 29. September 1941 wurde sie von Korbach nach Wrexen verschleppt, wo die Nationalsozialisten in einer Papierfabrik ein Sammellager eingerichtet hatten. Ende Mai wurde sie zusammen mit vielen anderen Jüdinnen und Juden aus der Region nach Kassel gebracht und am 1. Juni 1942 von dort „nach Osten“ deportiert. Der Zug fuhr zunächst nach Lublin, wo die arbeitsfähigen Männer aussteigen mussten und ins Lager Majdanek getrieben wurden. Alle anderen mussten im Zug bleiben, der in das Vernichtungslager Sobibor fuhr. Am 3. Juni 1941 wurde Hermine Löwenstein geb. Horwitz dort kurz nach ihrer Ankuft ermordet.
Tochter Ilse Löwenstern überlebte als einzige der Familie die NS-Zeit. Sie arbeitete in Indien als Lehrerin an einer englischen Schule. In den 1950ern kehrte sie nach Deutschland zurück, nahm ihr Studium wieder auf und wurde Lehrerin an der Odenwaldschule. Im Ruhestand lebte sie in Darmstadt. Sie starb in den 1990er Jahren.
Quellen und Infos:
https://www.synagoge-voehl.de/images/pdf/lk/kor/Lwenstern_Hermine.pdf