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Else Jacobson, geborene Storch [*1891]

Geboren am 14.02.1891 in Hamburg, gestorben im Jahr 1942 in Auschwitz im Alter von 51 Jahren

Else Jacobson, geborene Storch [*1891] ist

Ehefrau von Ernst Jacobson [*1887]

Else Storch wurde 1891 in Hamburg als Tochter des Arztes Dr. med. Jonas Alexander Storch und seiner Frau Fanny geb. Philipp geboren. 1920 heiratete sie in Hamburg den aus Lüneburg stammenden Arzt Dr. Ernst Jacobson, der in die Praxis seines Hamburger Schwiegervaters mit einstieg. Die beiden lebten zunächst im Haus von Elses Eltern in St. Pauli, wo 1921 ihre Tochter Marianne geboren wurde. Nachdem Ernst Jacobson eine eigene Praxis eröffnet hatte, zog die Familie in eine eigene Wohnung nach Altona um. Dort wurde 1923 ihre zweite Tochter Ruth geboren.

Else und ihr Mann gehörten zur Gemeinde von Rabbi Carlebach in Altona. Für Else spielte die Religion eine größere Rolle als für ihren Mann. Die Familie beging alle jüdischen Feiertage. Sie gingen zur Synagoge und hatten jeden Freitagabend zu Hause Sederfeiern.

Beide Töchter der Jacobsons gingen zunächst auf die jüdische Grundschule, später auf die hochangesehene Löwenberg-Schule. Tochter Marianne konnte ab 1937 das reformpädagogisch ausgerichtete Internat "Les Rayons" in der Schweiz besuchen, das vom Ehepaar Bondy geleitet wurde. Ihre jüngere Schwester Ruth blieb in Hamburg.

Zunehmende antisemitische Schikanen und Boykotte gegen jüdische Ärzte führten dazu, dass die Familie immer stärker in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Ernst Jacobson hatte kaum noch Patienten, seine Frau Else war ständig krank, hatte starke Schmerzen und hätte viel Pflege und Aufmerksamkeit gebraucht. Mehrere Versuche, eine Emigration für die ganze Familie zu organisieren, scheiterten an Geldmangel und anderen Problemen. Trotzdem lernten alle Familienmitglieder intensiv Englisch und bereiteten sich darauf vor, Deutschland zu verlassen.

1938 wurde Ernst Jacobson wegen angeblicher "Rassenschande" verhaftet und kam ins Gefängnis. Die noch zu Hause lebende Tochter Ruth musste sich nun im Alter von 15 Jahren um die kranke Mutter und zugleich um den Vater im Gefängnis kümmern. Sie entschied sich deswegen gegen eine Flucht ins rettende Großbritannien mit einem Kindertransport. Tochter Marianne besuchte inzwischen in der Schweiz eine katholische Haushaltsschule, weil sie plante, in England als Haushaltshilfe zu arbeiten.

Nach Ausbruch des Krieges im September 1939 saß Else Jacobson mit Tochter Ruth in Altona fest, Tochter Marianne weit entfernt in der Schweiz. An Reisen war nicht mehr zu denken. Marianne musste in verschiedenen Heimen arbeiten, weil die Familie überhaupt kein Geld mehr hatte. Elses Bruder Dr. Alfred Storch, der ebenfalls in der Schweiz lebte, versuchte mit allen Mitteln, Else und Ruth in die Schweiz zu holen, aber die Schweizer Behörden ließen dies nicht zu.

Else und Ruth wurden Anfang 1942 gezwungen, ihre Wohnung aufzugeben und in ein "Judenhaus" in der Rutschbahn 25a zu ziehen. Im Juli 1942 schrieb Else Jacobson einen letzten Brief an ihre Tochter Marianne in der Schweiz: Man müsse nun weggehen. Sie hoffe, dass man sich eines Tages wiedersehen würde. Am 11. Juli 1942 wurden Else und Ruth von Hamburg aus nach Auschwitz deportiert - im ersten Direkttransport aus dem Innern des Deutschen Reiches in das Vernichtungslager - und dort gleich nach der Ankunft ermordet. 

Marianne hielt danach noch einige Monate brieflich den Kontakt zu ihrem Vater im Gefängnis aufrecht. Im Dezember 1942 wurde auch Dr. Ernst Jacobson nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Marianne überlebte den Krieg mit Jobs in wechselnden Heimen und Flüchtlingslagern in der Schweiz. 1946 konnte sie über Kuba in die USA ausreisen, wo sich ihre Tante Anna Jacobson um sie kümmerte.



Quellen und Infos:

Zum Transport Hamburg-Auschwitz am 11.07.1942: https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_420711.html

Die Namen von Else und Ruth Jacobson stehen auf S. 6: https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420711-6.jpg

Oral History-Interview mit Marianne Bohm geb. Jacobson, Oral History Project Orange County

Detaillierter Hintergrund dazu in der Hamburger Stolperstein-Biografie der Jacobsons, mit vielen Namen und Ortsbezeichnungen: https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?&MAIN_ID=7&r_bezirk=&BIO_ID=1256