Hier finden sich Namen, Lebensdaten, Biografien und Familiengeschichten zu jüdischem Leben in Lüneburg. Haben Sie weitere Informationen, Korrekturen, Fotografien, Dokumente oder Anregungen? Nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf, damit wir die Seiten aktualisieren können.
Schwester von
Familie W.H. Michaels (1846-1860er)
Familie Valentin (1872-1925)
Moritz Jacobsohn und Familie (1863-1889)
Bertha und Sophie Jacobsohn (1889-1926)
Bertha Jacosohn wurde 1837 in Nienburg als Tochter des Fellhändlers Anselm Jacobsohn und seiner aus Braunschweig stammenden Frau Sara geb. Blanck geboren. Sie war eine ältere Schwester von Moritz Mendel Jacobsohn. Bis zum Tod ihrer Eltern 1889 lebte sie in Nienburg, dann zog sie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Sophie nach Lüneburg.
Die beiden unverheirateten Schwestern lebten in dem alten Patrizierhaus in der Großen Bäckerstraße 25, das jahrzehntelang Stammhaus der Familie Jacobsohn und Sitz der Bank war. Bertha starb 1926 in Lüneburg und wurde auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt.
Eva Valtin, eine Großnichte von Bertha und Sophie Jacobsohn aus Hamburg, schrieb Jahrzehnte später eine lebhafte und ganz besondere Erinnerung nieder, wie sie und ihre Geschwister als Kinder die beiden alten Damen in Lüneburg besuchten:
"Die größte Attraktion des Hauses befand sich im dritten Stock. Dort lebten, wie kleine versteckte Tiere, Bertha und Sophie, zwei unverheiratete Schwestern meiner Großmutter; in unseren Augen typische alte Jungfern. Ich bin sicher, dass sie völlig harmlos waren, aber für uns Kinder waren sie Hexen. Sie waren klein, verließen nie das Haus, außer für Besuche in der Synagoge. Natürlich waren sie zum jener Zeit schon sehr alt, und wer weiß, vielleicht haben sie in ihren jüngeren Jahren geliebt und wurden geliebt. Kinder sind grausam! Die Höflichkeit verlangte, dass wir die "Tanten", wie alle sie nannten, jedes Mal, wenn wir in Lüneburg waren, etwa eine Stunde lang besuchten. Man setzte uns auf das mit braunem Samt bezogene Sofa. Dann ging eine der "Tanten" an einen Schrank heran und griff mit wichtiger Miene nach einer kleinen Porzellanschale, in der sich immer die gleichen kleinen Schokoladenbonbons befanden. Jeder von uns bekam immer drei. Heute, an diesem einsamen und kalten Tag, sehe ich die Form der weißen Schale mit dem rosa Muster vor mir und schmecke den Geschmack der sehr süßen Bonbons. Irgendwann müssen die kleinen Tanten gestorben sein - sie haben keine Spuren hinterlassen außer dieser Erinnerung an ihre eifersüchtig gehüteten Bonbons."
Quellen und Infos:
Eva Valtin: Unimportant Memoirs of a very Unimportant Woman. Manuskript, Athen, März 1964; Privatbesitz Marianne Wakeling