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Sally Baden, 1920er Jahre ... |
Sally Baden, um 1934 ... |
Ehemann von Lucie Baden-Behr, geborene Joseph, verwitwete Behr [*1887]
Familie Nathan Behr (1878-1914)
Familie Max Behr, Familie Baden-Behr (1914-1941)
Bardowicker Straße 12
Lüneburg
Familie Nathan Behr (1878-1914)
Familie Max Behr, Familie Baden-Behr (1914-1941)
Bardowicker Straße 12
Lüneburg
Schuh- und Texthilhaus N. Behr (1878-1938)
Bardowicker Straße 12
Lüneburg
Familie Abraham Ahrons (1763-1790)
Familie Isaak Abraham Ahrons (1790-1799)
Familie Marcus Heinemann (1862-1939)
Familie Salomon Heinemann (1860er/1870er)
Adolf und Hulda Schickler (1935-1942)
Sally und Lucie Baden-Behr (1939, 1941)
Große Bäckerstraße 23
Lüneburg
Familien Meyer Horwitz, Sally Horwitz, Alex Horwitz, Witwe Caroline Horwitz (1889-1940)
Familie Adolf Abraham Brasch (1887-1899)
Familie Leopold Less (1932-1941)
Der Kaufmann Sally Baden wurde 1885 in Danzig geboren, das damals noch zum Deutschen Reich gehörte. Er war in der Schuhbranche tätig.
1925 heiratete er die kurz zuvor verwitwete Lucie Behr und zog zu ihr und ihren drei Kindern nach Lüneburg. Gemeinsam führten sie das Schuhhaus N. Behr in der Bardowicker Straße weiter. Sally Badens Stieftochter Lisa Stern geb. Behr erinnerte sich später: "1 1/4 Jahre nach dem Tod meines Vaters heiratete meine Mutter einen wunderbaren Mann, Sally Baden, der nicht nur das Geschäft zu großer Blüte brachte, sondern auch ein sehr sehr guter Vater für uns 3 Geschwister wurde. Mit großen Bankschulden machte er einen Riesenumbau und damit wurde unser Schuhgeschäft das größte und schönste in der ganzen Umgebung."
Mit dem Beginn der NS-Herrschaft 1933 begannen Boykotttaktionen und Schikanen. Sally und Lucie führten ihr Geschäft jedoch trotz des wachsenden Drucks weiter. Lisa Stern erinnert sich: "Das Leben ging irgendwie weiter, d.h. das Geschäft ging noch gut, und mein Vater Sally und seine Freunde, die alle Frontkämpfer im 1. Weltkrieg waren, meinten: Was kann man uns tun? Wir haben nie jemandem etwas zu Leide getan. Das Regime kann sich nicht halten, war die Meinung der meisten Leute."
Während der Novemberpogrome 1938 wurde das Geschäft zerstört. Sally Baden gehörte zu den insgesamt rund 20.000 jüdischen Männern, die ins Konzentrationslager verschleppt und dort gequält wurden. Die Gestapo nahm ihn bei einem Besuch in Woldenberg fest und brachte ihn ins KZ Sachsenhausen bei Berlin. Erst im Februar oder März 1939 wurde er wieder entlassen. Verschiedene Emigrationspläne scheiterten. Im Dezember 1939, nach der "Arisierung" von Haus und Geschäft, mussten Sally und Lucie ihre Heimat in der Bardowicker Straße verlassen und in eine kleine Wohnung in die Große Bäckerstraße 23 ziehen.
Weitere Umzüge folgten, die Schlinge zog sich immer enger um die beiden zu. Am 4. Dezember 1941 wurden sie zusammen mit Sonja Lengel und Toni Hesse zunächst nach Hamburg gebracht und von dort am 6. Dezember in einem Transport mit fast tausend Personen nach Riga-Jungfernhof deportiert. Dort herrschten katastrophale Lebensbedingungen: furchtbare Kälte, schrecklicher Hunger, permanente Schikanen, keinerlei ärztliche Versorgung. Sally Baden starb nach kurzer Zeit. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt.
Quellen und Infos:
Lisa Stern: "Für meine Enkel", Erinnerungen. Privatbesitz Reuven Stern, Israel
https://pogrome1938-niedersachsen.de/lueneburg/
https://www.museumlueneburg.de/auss/a18_bikernieki.htm#self
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_411206.html
Namensvarianten: Salli