Menschen

Hier finden sich Namen, Lebensdaten, Biografien und Familiengeschichten zu jüdischem Leben in Lüneburg. Haben Sie weitere Informationen, Korrekturen, Fotografien, Dokumente oder Anregungen? Nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf, damit wir die Seiten aktualisieren können.

Suchen Sie nach Namen, Orten oder Begriffen
oder wählen Sie einen Namensbereich    A - F      G - L      M - R      S - Z   

 

Klara Jacobson, geborene Heinemann [*1864]

Geboren am 04.12.1864 in Lüneburg, gestorben am 18.03.1949 in New York City, NY, USA im Alter von 85 Jahren
Klara Jacobson geb. Heinemann, o.D.; Privatbesitz Becki Cohn-Vargas
Klara Jacobson geb. Heinemann, o.D.
Henry und Gerda Jacobson, New York 1948; Privatbesitz Helga Schüssler
Henry und Gerda Jacobson, New York ...
Arnold und Klara Jacobson geb. Heinemann, 1880er; Privatbesitz Becki Cohn-Vargas
Arnold und Klara Jacobson geb. ...
Klara Jacobson geb. Heinemann mit einem ihrer Kinder, 1890er; Privatbesitz Becki Cohn-Vargas
Klara Jacobson geb. Heinemann mit einem ...
Klara Jacobson im Kreise von Familienangehrörigen, New York, ca 1948/49; Privatbesitz Helga Schuessler
Klara Jacobson im Kreise von ...
Todesanzeige für Klara/Clara Jacobson, in: "Aufbau", NY, 01.04.1949
Todesanzeige für Klara/Clara Jacobson, ...

Arbeitsstätte

Bankier Meyer Mendel del Banco, später Elisa del Banco (1786-1797)
Bankier Moses Gans (1797-ca. 1839)
Mobilienhandlung, Papierfabrik und Papierhandel Philipp Behrens, später Adele Behrens (1816-1860)
Wäsche- und Aussteuergeschäft Arnold Jacobson (ca. 1886-1932)
Warenhaus Gubi (1932-1938)

Am Markt 6
Lüneburg

Wohnort

Familie Abraham Ahrons (1763-1790)
Familie Isaak Abraham Ahrons (1790-1799)
Familie Marcus Heinemann (1862-1939)
Familie Salomon Heinemann (1860er/1870er)
Adolf und Hulda Schickler (1935-1942)
Sally und Lucie Baden-Behr (1939, 1941)

Große Bäckerstraße 23
Lüneburg

Wohnort

Familie Meyer Mendel del Banco (1786-1797)
Familie Moses Gans (1797-ca. 1839)
Familie Philipp Behrens (1816-1869)
Familie Bernhard Behrens (1870-1893)
Familie Arnold Jacobson (1893-1932)

Am Markt 6
Lüneburg

Klara/Clara "Clärchen" Heinemann war das achte Kind des Bankiers und Kaufmanns Marcus Heinemann und seiner Frau Henriette geb. Lindenberg. Sie wurde am 4. Dezember 1864 geboren. Später erinnerte sie sich: "Ich erschien als Geburtstagsgeschenk am 8. Geburtstag meines ältesten Bruders Robert. [...] Viel Umstände wurden mit den Kindern nicht gemacht; die größeren Kinder mußten die kleineren mit beaufsichtigen; oder die Näherin, die fast immer da war, sorgte mit für die Kinder und unterhielt sie mit Märchenerzählungen."  Klara wuchs im großen Kreis ihrer Geschwister in Lüneburg auf, im Haus der Familie in der Großen Bäckerstraße 23.

Sie erinnert sich an ihre frühkindliche Bildung und an Spiele mit den (nicht-jüdischen) Nachbarskindern: "Ich selbst bin schon mit 4 Jahren in eine Kleinkinderschule gekommen, meine arme Mutter war sicher froh, mich unter guter Obhut zu wissen. Wir bekamen Holzklötze, auf denen das Alphabet stand, wir lernten danach die Buchstaben, die wir später zu Wörtern zusammensetzen mußten. Wir hatten aber auch ein kleines französisches Buch und lernten daraus kleine Sätze. Mittags ging es fröhlich heimwärts. Am Nachmittag spielten wir viel mit den Nachbarskindern - besonders mit den Kindern von F C Meyer."

Am 25. Mai 1886 heiratete Clara Heinemann in Lüneburg den aus Malchow stammenden Kaufmann Arnold Jacobson, der seit 1879 in Lüneburg lebte. Wie ihre älteren Geschwister Robert, Betty und Emma blieb sie in ihrer Heimatstadt und gründete dort eine Familie. Zwischen 1887 und 1898 bekam Klara fünf Kinder. Zugleich bauten Arnold und Klara Jacobson sich eine wirtschaftliche Existenz auf, zuerst mit einer "Weiß- und Modewarenhandlung" in der Großen Bäckerstraße 33, dann deutlich größer mit dem "Betten-, Wäsche- und Aussteuergeschäft Arnold Jacobson" in bester Lage Am Markt/Ecke Bäckerstraße.

Die Familie zog oft um, einige Jahre wohnten sie oberhalb ihres Geschäfts Am Markt, dann in der Ilmenaustraße, zuletzt zusammen mit der Familie von Sohn Henry Jacobson in der Gartenstraße (heute Hindenburgstraße). Die Jacobson-Kinder waren in engem Kontakt mit ihren vielen Lüneburger Cousinen und Cousins aus den Familien Heinemann, Jacobsohn und Lindenberg.

Klara Jacobson arbeitete jahrzehntelang im Familienbetrieb, auch nachdem 1930 Sohn Henry das Geschäft übernahm und es zum Kleinpreisladen "Gubi" umbaute. Nach dem Tod ihres Mannes Arnold im Februar 1933 und dem Beginn der NS-Zeit arbeitete und lebte Klara weiter mit ihre Sohn und dessen Frau in Lüneburg. 1936 zogen die Jacobsons angesichts zunehmender Nazi-Schikanen nach Hamburg. Sie fuhren jedoch weiterhin täglich nach Lüneburg, um sich um das Kaufhaus zu kümmern.

Nach Henrys Inhaftierung in Sachsenhausen und der brutalen "Arisierung" des Kaufhauses floh Klara Anfang 1939 wie der Rest der Familie in die USA. Im März 1949 starb sie in New York. Kurz vor ihrem Tod waren noch einmal fast alle in den USA lebenden Kinder und Kindeskinder von Marcus Heinemann zu einer großen Feier in New York zusammengekommen.

Klaras einzige Tochter Anna war schon in den 1920ern als Literaturwissenschaftlerin in die USA gegangen. So konnte sie vielen Familienmitgliedern helfen, die vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen wollten. Von den vier Söhnen der Jacobsons fiel einer im Ersten Weltkrieg, einer wurde in Auschwitz ermordet und zwei schafften es wie Klara ins lebensrettende Exil in den USA.

1934 schrieb Klara Jacobson in einem langen Brief an ihre in den USA lebende Tochter Anna ihre Lebenserinnerungen auf. Sie liegen heute in einer Abschrift Manfred Göskes im Stadtarchiv Lüneburg und sind eine wichtige Quelle für die Geschichte der Familie Heinemann und der jüdischen Gemeinde in Lüneburg.


Quellen und Infos:

Klara Jacobsons Brief an ihre Tochter mit Lebenserinnerungen: Stadtarchiv Lüneburg, NMa117

Zur Geschichte der Familie Jacobson in der NS-Zeit siehe auch hier.

Namensvarianten: Clara