Familie Moritz Jacobsohn (1889-1936)

Schulstraße 2 (Haagestraße 2)
Lüneburg

Die große Villa mit dem parkähnlichen Garten neben dem Schulgebäude des Johanneums war von dem Lüneburger Fabrikbesitzer und Hotelier Wellenkamp gebaut worden. 1889 wurde sie von Moritz und Betty Jacobsohn geb. Heinemann übernommen. Sie lebten hier mit ihren sechs Kindern und führten jahrzehntelang ein offenes und gastfreundliches Haus für Familienangehörige und Freunde. 1932 starb Moritz Jacobsohn, 1934 dann seine Witwe Betty.

Nach Bettys Tod zog ihre Enkelin Lore Jacobsohn aus Marburg nach Lüneburg und nutzte das große Haus im Jahr 1935 noch einmal für ein halbes Jahr als Erholungsheim für jüdische Kinder. Im Oktober 1935 ging Lore jedoch zurück nach Marburg. Damit war die Geschichte der Jacobsohns in Lüneburg zu Ende. Das Haus wurde von verschiedenen Mietpartien bewohnt, blieb allerdings in Familienbesitz. Nach mehreren erfolglosen Versuchen der NS-Behörden, eine "Arisierung" der Villa zu organisieren, setzten sie schließlich einen nichtjüdischen Hausverwalter ein. Erst mehrere Jahre nach Kriegsende wurde die Jacobsohn-Villa 1949 verkauft.



Quellen und Infos:

Ruth Verroen: Leben Sie? Die Geschichte einer jüdischen Familie in Deutschland (1845-1953), Marburg 2015, S. 92/93, 127

Moritz Jacobsohn: "Mein Lebenslauf. Lüneburg, April 1927",  Stadtarchiv Lüneburg, NBi 32

Links Villa Wellenkamp (später Jacobsohn), im Vordergrund Kriegerdenkmal von 1875, im Hintergrund St. Johanniskirche und Johanneum. Fotograf: Raphael Peters, nach 1875, Museum Lüneburg
Links Villa Wellenkamp (später ...
Villa Jacobsohn, Haagestraße 2, 1920er Privatbesitz Ruth Verroen
Villa Jacobsohn, Haagestraße 2, 1920er ...
Haagestraße 2, kurz vor dem Abriss 1975, Fotograf: Joseph Makovec; LZ-Archiv
Haagestraße 2, kurz vor dem Abriss ...
Haagestraße 2, kurz vor dem Abriss 1975, Fotograf: Joseph Makovec; LZ-Archiv
Haagestraße 2, kurz vor dem Abriss ...