Familie Adolf Abraham Brasch (1887-1899)
Familie Leopold Less (1932-1941)

Große Bäckerstraße 18
Lüneburg

Der Textilkaufmann Adolf Abraham Brasch und seine Frau Gertrud Brasch geb. Cohn kamen in den 1880er Jahren nach Lüneburg. In der Großen Bäckerstraße wohnten sie mit ihrer wachsenden Familie, und dort lag auch ihre Woll- und Weißwarenhandlung.

Um 1899 übergab Brasch sein Geschäft an den Kaufmann Leopold Less (Leß) und zog nach Berlin.

Die Familie Less wohnte allerdings nicht in dem Haus. Erst 1932, nachdem Leopold Less das Haus in der Großen Bäckerstraße gekauft und umgebaut hatte, wurde das Haus auch zum Wohnort seiner Familie.

Unter massivem Druck verkaufte Leopold Less im September 1938 Geschäft, Haus und Grundstück weit unter Wert an den Kaufmann Günter Koopmann, der SS- und Parteimitglied war. Im Kaufvertrag wurde ein Wohnrecht für Anna und Leopold Less bis zu ihrer Ausreise festgelegt. Sie zahlten für die Räume im ersten Stock an Koopmann 65,- Miete im Monat.

Anna und Leopold Less wohnten dann dort, auf der Hälfte ihres früheren Wohnraums, bis zu ihrer Auswanderung in die USA 1941. Über ihnen wohnte der "Arisierer" Koopmann mit Familie.

Angesichts der wachsenden Angriffe auf Menschen, die als Juden verfolgt wurden, und der immer stärker eingeschränkten Freiheiten traute sich das Ehepaar Less zuletzt kaum noch, das Haus zu verlassen. Eine ehemalige Angestellte versorgte sie mit dem Nötigsten. Anfang 1941 konnten sie noch in letzter Minute aus Deutschland fliehen.


Quellen und Infos:

Stephanie Witzke, Familie Leopold und Anna Less, in: Hanno Balz (Hrsg.), Verdrängung und Profit. Die Geschichte der „Arisierung“ jüdischen Eigentums in Lüneburg 1933-1943, Lüneburg 2011, S. 63-72