Familie Salomon Heinemann (1880-1902), Witwe Sophie Heinemann (1902-1934), Kaufmann Gustav Heinemann (1898-1903), Kaufmann Louis Heinemann (1902-1903)

Neue Sülze 3
Lüneburg

1880 kaufte der Kaufmann Salomon Heinemann das große Haus in der Neuen Sülze 3 für seine Familie. Bis 1902 wohnte er hier mit seiner Frau Sophie geb. Lindenberg, dazu kamen wechselnde Mieter. Auch die erwachsenen Söhne Gustav und Louis wohnten hier noch ein paar Jahre, bevor sie selbst Familien gründeten.

1902 starb Salomon Heinemann. Seine Witwe Sophie wohnte bis zu ihrem Tod 1934 in dem Haus. Ihre Enkelin Lisa Hirschmann geb. Heinemann erinnerte sich in den 1990ern in Guatemala an das Haus und seine Bewohnerinnen (übersetzt aus dem Spanischen):

"Meine Großmutter, die alle Grauchen nannten, war eine wunderbare Person. Sie wohnte in der Neuen Sülze 3, direkt neben dem Postamt – sie saß in einem Ohrensessel am Fenster, leicht erhöht, beobachtete jeden Tag die Passanten auf dem Weg zur Post ganz genau, und schon bald kannte die ganze Stadt neue Liebesgeschichten und Leidenschaften.

Ihr Haus war sehr groß. Im Keller war die Waschküche. Noch heute habe ich den Geruch nach heißem Wasser und Seife in der Nase und höre das Geplapper von Frau Sasse und Frau Brandes, die für die Wäsche und die Mangel zuständig waren. Sie erhitzten Gußeisenplatten auf einem runden Kohleofen, und wenn sie ein neues heißes Eisen brauchten, griffen sie es mit dicken Lappen. Sie falteten die Laken und die Tischtücher genau einmal in der Mitte und legten sie dann in eine Mangel, die mit einem großen Hebel bedient wurde. Dabei sang meine Großmutter einen Schlager: „Komm und hilf mir, die Mangel zu drehen...“

Die Diele des Hauses, auf der Höhe der Straße, war so groß, dass dort Pferd und Wagen hineinpassten. Von der Diele ging eine Reihe großer Räume ab. Grauchen erzählte mir, dass sie bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur Gaslicht und Kerzen hatten. Um auf die Toilette zu gehen, musste man in einen Innenhof, wo ein kleines Häuschen mit zwei Holztüren stand. In eine davon war ein Herz geschnitten, um etwas Licht in die Toilette zu lassen. Da es noch kein fließend Wasser gab, folgte alles dem Weg der Schwerkraft in die Grube. Vom Innenhof aus sah man die schöne Kirche von St. Michaelis mit ihrem hübschen Turm mit grünem Kupferdach, einen Hühnerstall, einen Garten mit vielen Bäumen und ein Holzhaus mit Buntglasfenstern.

Meine Großmutter hatte einen großen Garten mit Johannisbeeren, Stachelbeeren, Kirschen, Äpfeln und Kastanien und allem, was man sich nur wünschen konnte. Wir Kinder bauten dort Baumhäuser, in denen unsere Mutter uns nicht finden konnte.

Zurück in die Diele. Das Haus hatte eine große Holztreppe mit einem breiten Handlauf, auf dem wir Kinder immer herunterrutschten. Man kam in den Salon/Ballsaal, er war großartig, ausgestattet mit Spiegeln, Marmor und Brokat, mit vielen Fenstern und einem Vorleger aus dem Fell eines russischen Wolfs, mit einem furchterregenden Kopf mit großen Zähnen und Glasaugen. Hier verbrachten wir Kinder abends viele Stunden mit Versteckspielen, während Grauchen schon friedlich schnarchte.

Sie schlief immer in sehr hohen Betten, auf der Matratze lag ein Federbett, unter dem sie schlief. Sie bedeckte sich mit einer Steppdecke und einer Daunendecke. Die Wohnung war im Winter so kalt, dass wir Kinder, die bei ihr wohnten, wenn unsere Eltern auf Reisen waren, uns so wenig wie möglich wuschen, weil das Wasser beinahe gefroren war. Damals gab es in den Zimmern keine Heizung, nur einen Ofen in der Küche und einen anderen im Saal, in dem man leckere Bratäpfel machen konnte."

Quellen und Infos:

Lilly Nathusius de Heinemann: LILRIC. La Familia Heinemann Nathusius, Guatemala City 1993 (Privatdruck), S. 209-211 und 216-217; Privatbesitz Edgar Heinemann, Guatemala