Die Lüneburger Synagoge (1894-1938)
Mikwe (rituelles Tauchbad)

Am Schifferwall 5
Lüneburg

1894 wurde am Ufer der Ilmenau die Lüneburger Synagoge eingeweiht, ein prächtiger Kuppelbau aus dem für die Stadt typischen roten Backstein. Bis dahin hatte die wachsende jüdische Gemeinde sich in wechselnden Betsälen treffen müssen. Unter Leitung von Gemeindevorsteher und Bankier Marcus Heinemann war in zwei Jahren Bauzeit ein repräsentatives Gotteshaus mit 200 Plätzen entstanden.

1933 hatte die Synagogengemeinde knapp 120 Mitglieder. Bis 1938 trieb das NS-Regime zwei Drittel von ihnen aus der Stadt. Antisemitische Gesetze und Schikanen örtlicher Stellen zwangen die kleine Gemeinde, das Grundstück kurz vor den Novemberpogromen 1938 weit unter Wert zu verkaufen und das Gebäude auf eigene Kosten abreißen zu lassen. 1941 baute die Stadt Lüneburg auf den Trümmern der Synagoge einen Kinderspielplatz.

Nach dem Krieg bildeten „Displaced Persons“ noch einmal für kurze Zeit eine jüdische Gemeinde. Sie sorgten dafür, dass 1950 eine Stele zur Erinnerung an die Synagoge errichtet wurde. Das Grundstück ging an die Jewish Trust Corporation, die es bald verkaufte. Am historischen Standort des Synagogengebäudes entstand 1955 ein kirchlicher Verwaltungsbau. Die Stadt versetzte die Erinnerungsstele an den Rand des Grundstücks.

Jahrzehnte später engagierten sich Bürgerinnen und Bürger für eine Neugestaltung des in Vergessenheit geratenen Ortes. Am 9. November 2018 wurde im Beisein von Nachkommen jüdischer Familien aus Lüneburg der jetzige Gedenkort eingeweiht. Unter Rückgriff auf den Grundriss der Synagoge entstand ein Raum, in dessen Mitte die 1950 errichtete Stele steht. An den Innenwänden erinnern vier Gedenktafeln an die Lüneburger Opfer des Holocaust und an die jüdischen Familien der Stadt.


Quellen und Infos:

Hansjörg Rümelin: Postpalast, Wasserturm und Synagoge. Lüneburger Großprojekte 1870-1910, in: Lüneburger Blätter 31, Lüneburg 2005, S. 31-73

Gesellschaft CJZ Lüneburg e.v.: Neugestaltete Synagogengedenkstätte eingeweiht

Synagoge, Am Schifferwall, um 1900. Foto:
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Der Abriss der Synagoge 1938; VVN-BdA Lüneburg
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Synagoge von innen, 20. Jahrhundert; Geschichtswerkstatt Lüneburg
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Die Synagoge im Stadtbild, o.D.; Lüneburg Museum
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Arbeitsstätte von Josef Reinhold

Arbeitsstätte von Theodor Philipp [*1837]

Arbeitsstätte von Joseph Isaak Wolff [*1884]