Bis in die 1820er Jahre mussten die Toten der Lüneburger jüdischen Gemeinde in den weit entfernt gelegenen Orten Winsen, Harburg oder Bleckede bestattet werden.
Erst 1823 gewährte der Lüneburger Magistrat der Gemeinde endlich das Recht auf einen eigenen Friedhof – weit vor den Toren der Stadt, bei der ehemaligen Tatterschanze (heute „Am Neuen Felde“). 1827 gab es die erste Beisetzung. Mit der Gemeinde wuchs auch der Friedhof, 1895 wurde er erweitert. 1912 stifteten Moritz und Betty Jacobsohn eine Trauerhalle im Gedenkan an ihren kurz zuvor verstorbenen Sohn Albert. Sie entstand nach Plänen des bekannten Lüneburger Architekten Franz Krüger.
Im Zuge der Novemberpogrome 1938 schändeten und zerstörten NS-Aktivisten erstmals den Friedhof. 1939 gab es noch eine letzte Beisetzung, das Umwerfen und Zerschlagen der Grabsteine ging danach weiter. In den 1940er Jahren ließ die Stadt den „Schutt“ räumen und das Gelände einebnen. Auf einem Teil entstand 1944 ein Behelfsheim, für dessen Fundament man Grabsteine des jüdischen Friedhofs verwendete.
Nach dem Krieg ging das Grundstück an die Jewish Trust Corporation, später an den Landesverband der Jüdischen Gemeinden Niedersachsen. Fast zwanzig Jahre lang weigerte sich die Stadt Lüneburg, den Friedhof zu einem Ort des Gedenkens zu machen. Erst nachdem sich Angehörige von Lüneburger jüdischen Familien aus dem Ausland einschalteten, ließ man schließlich 1965 einen Gedenkstein mit einer allgemein gehaltenen Aufschrift errichten.
Als 1967 das Behelfsheim abgerissen wurde, wurden die wenigen zuvor als Fundament genutzten – und so erhaltenen – Grabsteine auf dem Gelände aufgestellt. 1989 ließ die Stadt eine weitere Erinnerungstafel an der Trauerhalle anbringen. 2022 begann ein Projekt zur Sicherung und Restaurierung der jahrzehntelang vernachlässigten Trauerhalle.
Quellen und Infos:
GcjZ Lüneburg: Der Jüdische Friedhof
GcjZ Lüneburg: Die Trauerhalle auf dem Jüdischen Friedhof
Uta Reinhardt, Der jüdische Friedhof in Lüneburg und die Leichenhalle des Architekten Franz Krüger, in: Lüneburger Blätter Band 31, Lüneburg 2004, S. 205-209