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Ferdinand Valentin, Lüneburg 1897 |
Sohn von
Bruder von
Familie W.H. Michaels (1846-1860er)
Familie Valentin (1872-1925)
Moritz Jacobsohn und Familie (1863-1889)
Bertha und Sophie Jacobsohn (1889-1926)
Große Bäckerstraße 25
Lüneburg
Bankgeschäft W. H. Michaels (1849-1871), W. H. Michaels Nachfolger, Inhaber Moritz Jacobsohn (1871-1920), Barmer Bank-Verein (1921-1932)
Ferdinand Valentin wurde 1859 in Sarstedt geboren. Er war das erste Kind von Bankier Jacob Valentin und dessen Frau Friederike geb. Jacobsohn. In den folgenden Jahren kamen noch drei Geschwister zur Welt, mit denen Ferdinand zusammen aufwuchs. Im Jahr 1872 zog die ganze Familie nach Lüneburg. Jacob Valentin führte dort gemeinsam mit seinem Schwager Moritz Jacobsohn das private Bankhaus W.H. Michaels Nachfolger. Die Bank und auch die Wohnräume der Valentins lagen in einem alten Lüneburger Haus in der Großen Bäckerstraße 25, unweit des Marktplatzes.
Wie sein Vater wurde Ferdinand Valentin Bankier. Während seine drei Geschwister Albert, Richard und Anna die Stadt früh verließen, blieb Ferdinand in Lüneburg und stieg in das Bankgeschäft der Familie mit ein. 1903 starb sein Vater Jacob Valentin. Die Hoffnung von Seniorchef Moritz Jacobsohn war nun, dass die nächste Generation der Jacobsohns und Valentins bald die Geschäftsführung übernehmen würde. Jedoch starb zunächst 1912 Albert Jacobsohn an einem Gehirntumor, dann Anfang 1918 dessen Bruder Adolf Jacobsohn im Ersten Weltkrieg an der Front.
Kurz darauf wurde ihr Cousin Ferdinand Valentin psychisch krank. Moritz Jacobsohn beschloss, die Bank an den Barmer Bankverein zu übergeben. Rückblickend notierte er über diesen schweren Schritt: "Sehr schwer wurde es auch meinem Teilhaber und Neffen, Ferdinand Valentin, seine Zustimmung zum Verkauf zu geben; da er seit dem Herbst 1918 von einer schweren Gemütskrankheit befallen war, hatte ich deshalb auch Veranlassung, das Geschäft abzugeben; aber viel Kämpfe und Unannehmlichkeiten hatte ich deshalb mit ihm."
Nach dem Verkauf der Bank 1920 scheint Ferdinand Valentin nicht mehr als Bankier gearbeitet zu haben. 1921 starb seine Mutter Friederike, mit der er bis dahin in der Großen Bäckerstraße zusammengewohnt hatte. Schwer krank starb Ferdinand Valentin 1925 in Lüneburg und wurde auf dem jüdischen Friedhof der Stadt beerdigt.
Quellen und Infos:
Eva Valtin: Unimportant Memoirs of a very Unimportant Woman. Manuskript, Athen, März 1964; Privatbesitz Marianne Wakeling
Moritz Jacobsohn, Mein Lebenslauf, MS, Lüneburg 1924 (Leo Baeck-Institut New York). Digitalisat online verfügbar
Ursula Büttner, Fritz Valentin. Jüdischer Verfolgter, Richter und Christ 1897-1984. Eine Biografie, Göttingen 2017, S. 9-10, 12.