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bisher: Richard Philipp Behrens ...


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Hermann Calmsohn [*1817]

Geboren am 04.05.1817 in Salzhemmendorf, gestorben am 17.01.1888 in Lüneburg im Alter von 71 Jahren

Wohnort

Familie Hermann Calmsohn (1860er-1880er)
Familie Siegmund Behrens (1897-1898)

Große Bäckerstraße 31
Lüneburg

Wohnort

Familie Hermann Calmsohn

Große Bäckerstraße 17
Lüneburg

Arbeitsstätte

Friederike Calmsohn, Putzmacherin (1860er)
Hermann Calmsohn, Privatlehrer (1860er)

Große Bäckerstraße 17
Lüneburg

Hermann Calmsohn wurde 1817 in dem kleinen Ort Salzhemmendorf in der Nähe von Hameln geboren. Er war das sechste von neun Kindern des Kolonialhändlers Moses Calmsohn und dessen Frau Bronise geb. Heilbronn.

Hermann war Stipendiat der Davidssohnschen Schulstiftung in Hannover, die ihm eine umfassende religiöse und weltliche Bildung vermittelte. Schon als 15-Jähriger verließ er die Schule und ging als Hauslehrer zu einer jüdischen Familie in Schnackenburg an der Elbe. Später schrieb Calmsohn darüber: "Sechs Jahre verlebte ich dort in glücklichen Verhältnissen, und die Beweise freundlichen Andenkens, welche von dorther sowohl meine früheren Schüler als ihre Eltern mir noch jetzt zu Teil werden lassen, erzeugen in mir die Hoffnung, dass meine dortige Tätigkeit nicht ohne heilbringenden Erfolg geblieben ist.“

1838 kam Hermann Calmsohn als Lehrer der jüdischen Gemeinde nach Lüneburg. Er musste dort die Kinder der jüdischen Familien in jüdischer Religion und Geschichte sowie Hebräisch unterrichten, außerdem als Schächter arbeiten, den gemeinsamen Gottesdienst als Vorbeter leiten und Trauungen und Beerdigungen abhalten. Calmsohns Amtsantritt ging einher mit einer Professionalisierung des Lehrerberufs in den jüdischen Gemeinden im Königreich Hannover, vor allem seit dem "Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Juden" 1842. 

1843 erhielt Calmsohn das Wohnrecht in Lüneburg. Er heiratete Friederike Behrens, die Tochter des wohlhabenden Lüneburger Möbelfabrikanten Philipp Behrens. 1844 wurde ihr Sohn Carl August, 1851 ihre Tochter Charlotte Auguste geboren. Die Familie lebte in der Großen Bäckerstraße.

1856 kündigte Calmsohn seine Stellung aus gesundheitlichen Gründen. Schon vorher hatte er sich auch als Privatlehrer betätigt, diese Tätigkeit baute er nun aus. Außerdem nahmen er und seine Frau jüdische Schüler aus anderen Orten auf, die in Lüneburg zur Schule gingen. Weiterhin stieg Hermann Calmsohn mit in das Putzgeschäft seiner Frau Friederike ein, das diese seit kurzem betrieb. Schließlich engagierte er sich stark in Diskussionen um das Hannoversche Landrabbinat und um die zukünftige Ausrichtung des jüdischen Schulwesens, verfasste Gutachten und Aufrufe.

Sein Biograph Harry Dörr fasst zusammen: "In der kleinen jüdischen Gemeinde in Lüneburg hat dieser Mann, besonders nach seinem Ausscheiden aus dem Lehrdienst, für Aufregung gesorgt. So wurde von den Konservativen behauptet: Er lügt, er will die Gemeinde spalten und eine neue, liberale Gemeinde gründen. Wie er sich das Judentum der Zukunft vorgestellt hat, läst sich aus seinen Briefen und Stellungnahmen beschreiben: Auf Augenhöhe mit den Christen und anderen leben; Zusammenarbeit, wo und wann es geht; Treue zu den jüdischen Wurzeln. Es war ein steiniger Weg, den Hermann Calmsohn von Salzhemmendorf aus zurücklegen musste."

1888 starb Hermann Calmsohn in Lüneburg und wurde auf dem jüdischen Friedhof der Stadt beigesetzt. Seine Witwe Friederike überlebte ihn um zwölf Jahre, auch sie wurde in Lüneburg bestattet.


Quellen und Infos:

Harry Dörr: Hermann Calmsohn 1817-1888. Lehrer der jüdischen Gemeinde Lüneburg, in: Lüneburger Blätter 34/2014, S. 75-92. Online verfügbar

http://www.geschichte-hameln.de/erinnerungsorte/salzhemmendorf.php?ort=salzhemmendorf

Namensvarianten: Calmansohn