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Siegbert Bernhard Meyer wurde als Sohn von Benjamin Meyer und Ella Schickler in Bremen geboren. Er hatte zwei Geschwister namens Senta und Julius. Um 1930 heiratete er Sara Lea Podolsky, die ebenfalls aus Bremen stammte.
Am 24.11.1933, etwa ein Jahr nach der Geburt seiner ersten Tochter Margot, zog Siegbert Meyer nach Lüneburg. Er arbeitete dort als Verkäufer im Warenhaus Gubi, das Henry Jacobson gehörte. Seine Familie kam ihm im folgenden Jahr nach. In Lüneburg wurde ihr zweites Kind geboren. Die Meyers erreichten Lüneburg zu einer Zeit, in der antijüdische Schikanen, Boykotte und staatliche Zwangsmaßnahmen das Leben für jüdische Menschen in der Stadt immer schwerer machten. Besonders das Kaufhaus Gubi war immer wieder Ziel von Angriffen.
Die antisemitische Hetze kulminierte in Lüneburg wie im ganzen deutschen Reich in den Novemberpogromen ab dem 9. November 1938. Im Kaufhaus Gubi wurden die Scheiben eingeschlagen, die Schaufenster zerstört und die Ware geplündert. Siegbert Meyer wurde mit zehn anderen jüdischen Männern aus Lüneburg, darunter auch sein Chef Harry Jacobson, am 10. November festgenommen und zunächst ins Landgerichtsgefängnis in Lüneburg eingeliefert. Am 11. November verschleppte die Gestapo sie weiter ins KZ Sachsenhausen.
Dort erwarteten sie wie alle der rund 30.000 Novemberpogrom-Häftlinge grausame Schikanen, Misshandlungen und brutale Einschüchterung. Ziel der KZ-Haft war es, möglichst viele jüdische Familien zum sofortigen Auswandern und zum schnellen „Verkauf“ ihres Eigentums zu bewegen. Während die Männer eingesperrt waren, kämpften ihre Familien verzweifelt um Visa, Schiffspassagen und die Zahlung der horrenden Zwangsabgaben, die den Juden nach dem Novemberpogrom auferlegt wurden. Je nach individueller Situation entließ die SS die Häftlinge nach wenigen Tagen oder erst nach mehreren Wochen oder sogar Monaten.
Siegbert Meyer wurde Anfang Dezember aus dem KZ Sachsenhausen entlassen und wurde massiv unter Druck gesetzt, so schnell wie möglich das Land zu verlassen. Seine Frau hatte trotz der eskalierenden NS-Judenverfolgung alles schnell organisieren können: Schon am 14.12.1938 trat der gehetzte Siegbert Meyer die Reise von Hamburg aus in die USA an - das Schiff erreichte den Hafen von New York am 22.12. Er wohnte zuerst in Chicago, wo sein Onkel Jack Karson lebte. Wenig später schafften es auch seine Frau und die zwei Kinder, noch aus Deutschland herauszukommen. 1939 kamen sie zu Siegbert nach Chicago. Ab 1941 lebten die Familie dann in Michigan: erst in Bay City, dann (in den 1950ern) in Hampton.
In den USA arbeitete Siegbert Bernhard Meyer (hier genannt Sigbert oder Bert) als Verkäufer im Zigarrengroßhandel bei der Morris-King Cigar Company. Er starb am Abend des 10. Mai 1995 in Beachwood, Ohio, im Alter von fast 94 Jahren. In der Todesanzeige wird erwähnt, dass er zu diesem Zeitpunkt sechs Enkel und drei Urenkel hatte.
Quellen und Infos:
Zur jüdischen Gemeinde Bremen: https://www.stolpersteine-bremen.de/glossar.php?id=16
Über die Novemberpogrome in Lüneburg und Siegbert Meyers Verhaftung: https://pogrome1938-niedersachsen.de/lueneburg/
Zu den Novemberpogrom-Häftlingen im KZ Sachsenhausen:
https://www.berlin.de/aktuell/ausgaben/2018/dezember/artikel.760182.php
Namensvarianten: Sigbert Bert