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Der Tierarzt Dr. Wolf Willy Wolfsberg wurde 1872 im mecklenburgischen Grabow als jüngster Sohn des Kaufmanns Daniel Wolfsberg und seiner Frau Mariane geb. Friedheim geboren. Als Kleinkind kam Willy Wolfsberg mit seiner Familie nach Hamburg.
Bald darauf starb sein Vater. "Er hinterließ sechs großjährige Kinder und einen halbwüchsigen Sohn namens Wolf Willy", schreibt Jürgen Sielemann in seinem Aufsatz über die Familie Friedheim: "Auf sich allein gestellt entschloss sich Mariane Wolfsberg, ihre Entlassung aus der Staatsangehörigkeit von Mecklenburg-Schwerin zu beantragen und die hamburgische Staatsangehörigkeit zu erwerben. Sie stellte diesen Antrag, weil dadurch auch ihrem minderjährigen Sohn Wolf Willy die hamburgische Staatsangehörigkeit zufiel. Nur unter dieser Voraussetzung konnte ihm ein Stipendium für das medizinische Studium gewährt werden. Mariane Wolfsbergs Antrag hatte Erfolg; Wolf Willy Wolfsberg promovierte und wurde Tierarzt."
Willy begann sein Studium 1889 in Hannover. Nach seiner Approbation 1893 arbeitete er in Hamburg-St. Pauli. Kurz darauf, im Mai 1898, heiratete er Grete Friedheim, die eine Cousine mütterlicherseits war.
Die beiden zogen nach Kappeln, wo ihre Töchter Elfriede und Henriette geboren wurden. Im Oktober 1905 kam Dr. Wolfsberg als Tierarzt nach Lüneburg, 1906 folgte der Rest der Familie. Die Söhne Günther und Erich Meinhard kamen hier zur Welt. Die Familie wohnte in einem großen Haus in der Schießgrabenstraße 3. Im Ersten Weltkrieg diente Willy Wolfsberg als Kavallerieoffizier.
Willy Wolfsberg starb im Februar 1934, vermutlich an Spätfolgen seiner Kriegsverletzungen, und wurde in Hamburg-Altona begraben. Seine Witwe Grete zog nach Hamburg. Die Zeit der Familie Wolfsberg in Lüneburg war zu Ende.
Quellen und Infos:
Roland Oudejans: In Memoriam (über die Familie Wolfsberg, auf Niederländisch): https://www.joodsmonument.nl/en/page/591407/in-memoriam
Jan-Christian Schwartz: Verschüttete Spuren nach Jahrzehnten freigelegt. Nachfahren des jüdischen Lüneburger Tierarztes in alle Welt verstreut, in: Landeszeitung Lüneburg, 27.11.2001.
Jürgen Sielemann: Die Architekten der Bornplatzsynagoge und ihre Familien. Ernst Friedheims Familie, in: Liskor – Erinnern, Magazin der Hamburger Gesellschaft für jüdische Genealogie e.V., Nr. 018, 5. Jg., Juni 2020, S. 3-15, zu Wolfsberg S. 4-5: https://www.jghh.org/de/gemeinde/downloads/category/37-hamburger-gesellschaft-fuer-juedische-genealogie-e-v?download=332:liskor-018.
https://www.bundestieraerztekammer.de/ns-schicksale/suche/?we_objectID=2601?we_lv_start_2=150.
Willy Wolfsberg wird u.a. aufgelistet in der Überblicksdarstellung von Georg Möllers: Jüdische Tierärzte im Deutschen Reich in der Zeit von 1918 bis 1945, Berlin 2002, online verfügbar: https://elib.tiho-hannover.de/receive/etd_mods_00002845?q=Wolfsberg.
Namensvarianten: Wolf Willi