Hier finden sich Namen, Lebensdaten, Biografien und Familiengeschichten zu jüdischem Leben in Lüneburg. Haben Sie weitere Informationen, Korrekturen, Fotografien, Dokumente oder Anregungen? Nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf, damit wir die Seiten aktualisieren können.
Familien Meyer Horwitz, Sally Horwitz, Alex Horwitz, Witwe Caroline Horwitz (1889-1940)
Bankier Meyer Mendel del Banco, später Elisa del Banco (1786-1797)
Bankier Moses Gans (1797-ca. 1839)
Mobilienhandlung, Papierfabrik und Papierhandel Philipp Behrens, später Adele Behrens (1816-1860)
Wäsche- und Aussteuergeschäft Arnold Jacobson (ca. 1886-1932)
Warenhaus Gubi (1932-1938)
Werner Joseph Hirsch wurde 1907 in Dortmund geboren. In den 1930er Jahren wohnte er in Oschersleben/Bode und war dort in leitender Funktion in der Textilfabrik Mendelsohn & Kugelman tätig. Als die Firma im September 1938 zerschlagen und "arisiert" wurde, musste er sich eine neue Arbeitsstelle suchen.
So kam er Anfang Oktober 1938 nach Lüneburg ins Warenhaus Gubi, das noch von dem alteingesessenen jüdischen Kaufmann Henry Jacobson geführt wurde. Werner Hirsch arbeitete dort als Angestellter und wohnte als Mieter in der Rotehahnstraße bei der Familie des Viehhändlers Sally Horwitz. Er erlebte in Lüneburg die Novemberpogrome, die sich vor allem gegen die beiden letzten noch von jüdischen Kaufleuten geführten Geschäfte richteten: Das Warenhaus Gubi und das Schuh- und Kleidungsgeschäft von Adolf Schickler. Am 10. November 1938 wurde er zusammen mit zehn anderen jüdischen Männern aus der Stadt festgenommen, zunächst ins Landgerichtsgefängnis am Markt eingeliefert und dann von dort ins KZ Sachsenhausen gebracht. Nach einer Haftzeit voller Schikanen und brutaler Quälereien wurde er am 9. Januar 1939 wieder entlassen, mit der Auflage, so schnell wie möglich das Land zu verlassen.
Werner Hirsch zog nach Berlin und suchte dringend nach Auswanderungsmöglichkeiten. Er hatte Glück: Er konnte einen Platz im englischen Kitchener Camp ergattern und im Mai 1939 nach England ausreisen. Dieses Flüchtlingslager in der Grafschaft Kent war kurz zuvor von der Hilfsorganisation "Council for German Jewry" gegründet worden und bot mehreren Tausend erwachsenen Männern aus Deutschland die Möglichkeit, zu arbeiten, sich weiterzubilden und eine Auswanderung nach Amerika oder Australien vorzubereiten. Es rettete vielen jungen Juden das Leben - darunter auch Jakob Lengel aus Lüneburg, der etwa zur selben Zeit wie Werner Hirsch nach England kam.
Als nach wenigen Monaten der Krieg ausbrach, meldete Werner Hirsch sich wie viele Männer aus dem Kitchener Camp zum "Auxiliary Military Pioneer Corps", dessen Einheiten die British Army bei Bau- und Nachschubtätigkeiten unterstützten. Er diente dort bis 1944, als er aus Krankheitsgründen ausscheiden musste. Während dieser Zeit änderte er seinen Namen um: Er hieß nun Warner Hurst.
Warner Hurst alias Werner Hirsch blieb auch nach dem Krieg in Großbritannien, heiratete und gründete eine Familie.
Quellen und Infos:
Über die Novemberpogrome in Lüneburg: https://pogrome1938-niedersachsen.de/lueneburg/
Über Werner Hirsch im Kitchener Camp: https://kitchenercamp.co.uk/list-of-names/werner-hirsch/
Namensvarianten: Joseph Josef Warner Hurst