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Jacob Abraham Goldschmidt kam aus Hamburg und lebte ab 1774 mit seiner Familie als Schutzjude in Lüneburg. Er erhielt die Erlaubnis, dort eine Zitz- und Cattun-Druckerei aufzubauen. (Beide Begriffe bezeichnen Baumwollgewebe, Zitz/Chits den meist bedruckten feineren Stoff, Kattun den etwas gröberen Stoff.)
Der Begriff "Schutzjude" umriss einen Status, den deutsche Landesherren jüdischen Händlern etwa vom 14. bis ins 19. Jahrhundert gewährten, um von deren Einnahmen zu profitieren und die Ansiedlung jüdischer Familien zu steuern. Gegen Zahlung von hohen Schutzgeldern und die Einhaltung von strengen Regeln zur Bewegungfreiheit wurde den Schutzjuden ein gewisser Schutz nach außen und eine Privilegierung gegenüber anderen Juden zugesichert. Im Königreich Hannover gab es bis in die 1840er Jahre Schutzjuden.
Goldschmidt durfte als erster Schutzjude in Lüneburg einen offenen Laden führen, wo die Produkte aus seiner Manufaktur verkauft wurden. Schon 1776 beschäftigte die Firma sechs Drucker und 30 Arbeiter. Dennoch gab Goldschmidt die Druckerei bereits 1778 oder 1779 auf und verließ Lüneburg wieder.
Vermutlich stand die Kattundruckerei auf dem Wandrahm, am Ufer der Ilmenau. 1787 wurde das Gebäude in ein städtisches Krankenhaus umgewandelt, das bis zur Jahrhundertwende bestand. Um 1900 wurde es abgebrochen, auf den Grundmauern errichtete man die Volksbadeanstalt nach Plänen des Lüneburger Architekten Franz Krüger.
Quellen und Informationen:
Informationen zum Status "Schutzjude": https://germanhistorydocs.ghi-dc.org/sub_image.cfm?image_id=571&language=german
Zvi Asaria, Die Juden in Niedersachsen, Leer 1979, S. 111
Wilhelm Reinecke, Die Straßennamen Lüneburgs, 3. Auflage Hildesheim 1966, Eintrag "Wandrahmstraße", S. 176
Namensvarianten: Jakob