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Ruth Rieder, geborene Behr [*1909]

Geboren im Jahr 1909 in Osnabrück, gestorben im Jahr 1960 in Melbourne, Australien im Alter von 51 Jahren
Ruth Rieder geb. Behr, o.D.; Privatbesitz Reuven Stern
Ruth Rieder geb. Behr, o.D.
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Wohnort

Familie Nathan Behr (1878-1914)
Familie Max Behr, Familie Baden-Behr (1914-1941)

Bardowicker Straße 12
Lüneburg

Ruth Behr wurde 1909 in Osnabrück als erstes Kind des Schuhhändler-Ehepaares Max und Lucie Behr geb. Joseph geboren. Kurz nach ihrer Geburt zogen ihre Eltern nach Lüneburg, dem Geburtsort von Ruths Vater Max Behr. Dort wuchs Ruth zusammen mit ihen jüngeren Geschwistern Arnold und Elisabeth wohlbehütet im Haus in der Bardowicker Straße auf.

1930 heiratete Ruth den Kaufmann Max Rieder, der in der Schuhhandelskette seiner Familie tätig war. Die beiden wohnten in Hamburg in der Hufnerstraße 42. Als sich die wirtschaftliche Situation der Firma Rieder ab 1933 durch die antisemitischen Schikanen und die wachsenden Zwangsabgaben Belastungen verschlechterte, beschlossen Max und sein Bruder James, ihre Emigration vorzubereiten. Beiden gelang es, Visa und Zertifikate für die Einreise nach Australien zu bekommen.

Ruth und Max wollten im Sommer 1938 gemeinsam das Schiff nach Australien besteigen. Ruth erwartete jedoch ihr erstes Kind und konnte wegen Schwangerschaftskomplikationen die Reise zunächst nicht antreten. So musste sie schweren Herzens ihren Mann zunächst allein ziehen lassen

Die Geburt, bei der Komplikationen erwartet wurden, sollte im Israelitischen Krankenhaus stattfinden. Kurz vor dem Geburtstermin Mitte November musste Ruth jedoch das Krankenhaus verlassen, da die Gestapo im Zusammenhang mit den Novemberpogromen nach dem 9. November viele jüdische Ärzte und Schwestern festgenommen hatte. Verzweifelt suchte Ruth nach einem Krankenhaus für die Geburt. Mehrere Häuser in Hamburg sagten ab. Schließlich konnte Ruth am 17. November 1939 ihr Kind im katholischen Marienkrankenhaus zur Welt bringen.

Die Wochen nach der Geburt waren furchtbar: Ruths Stiefvater Sally Baden wurde im KZ Sachsenhausen inhaftiert, unter enormem Druck mussten seine Frau Lucie und Tochter Ruth zu Hause eine Auswanderung für die beiden organisieren. Ruth und ihre Mutter schafften es, für Sally und Lucie Baden-Behr Visa und Schiffspassagen nach Australien zu ergattern. Alles war bestens vorbereitet, die beiden sollten Mitte September in Hamburg Richtung Großbritannien ablegen.

Ruth selbst durfte im Januar 1939 noch mit ihren ursprünglich für den Sommer 1938 bewilligten Papieren zu ihrem Mann nach Australien reisen, zusammen mit ihrer neugeborenen Tochter.

Der Kriegsbeginn am 1. September 1939 machte alle Pläne für die Emigration der Eltern zunichte. Lucie und Sally Baden-Behr konnten das Land nicht mehr verlassen. Der Kontakt zu ihren Kindern im Ausland brach ab. 1941 wurden sie von Lüneburg über Hamburg nach Riga bzw. Minsk deportiert, wo beide ums Leben kamen.

Ruth Rieder geb. Behr lebte mit ihrer Familie in Melbourne. Sie starb dort 1965 als Witwe, fünf Jahre nach ihrem Mann, mit Mitte fünfzig.



Quellen und weitere Infos:

Hamburger Stolperstein-Biografie für Sophie Rieder