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Jacob Behrens - manchmal findet sich auch der Vorname Moses Jacob - war der jüngste Sohn des berühmten hannoverschen Hofjuden und Bankiers Leffmann Behrens. Er wurde 1663 geboren und war als geschickter und großzügiger Kaufmann sowie als Talmudgelehrter bekannt. Er war verheiratet mit Siese (Susanne), die eine Tochter des hochgeachteten Elias Gomperz (Gumpertz) aus Kleve war.
Jacobs Vater Leffmann Behrens betrieb zu diesem Zeitpunkt bereits von Hannover aus in Lüneburg eine Flachsverarbeitung für Laken, ab 1680 zudem eine im Auftrag des neuen Herzogs Ernst August gegründete Tuchmanufaktur. Er hatte deshalb ein wachsendes Interesse daran, jemanden aus seiner Familie vor Ort zu haben. Ein entsprechender Vorstoß Leffmanns bei seinem neuen Landesherrn hatte Erfolg: Herzog Ernst August setzte 1680 Leffmanns jüngsten Sohn Jacob Behrens in Lüneburg als ersten Schutzjuden in Lüneburg ein, d.h. gewährte ihm gegen Schutzgeldzahlungen und unter strengen Auflagen die Erlaubnis, sich in der Stadt niederzulassen.
In ihrem Buch "Eingefangene Schatten - Mein jüdisches Familienbuch" schreibt Dagmar Nick 2015 über diese Episode ihrer Familiengeschichte: "Ein Aufstand unter den Lüneburger Ratsherren war die Folge: Sollte man den eigenen Prinzipien untreu werden und dem Juden eine solche seit Jahrhunderten undenkbare Erlaubnis erteilen? Man erteilte sie ihm. Allerdings mit der Auflage, daß sein Betrieb auf "Edle Metalle und Manufakturwaaren" beschränkt bleiben mußte. Damit war Jakob Behrens der erste Jude, der sich nach 1350 in dieser eingeschworenen judenfeindlichen Stadt ansiedeln durfte. Allein der Name Leffmann Behrens hatte es möglich gemacht."
Tatsächlich begann mit dieser Entscheidung die Geschichte der ersten neuzeitlichen jüdischen Gemeinde Lüneburgs. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten konnten sich weiterer Schutzjuden mit ihren Familien in Lüneburg niederlassen. Nach und nach entwickelte sich so eine vielfältige Gemeinde, deren Mitglieder eng in das städtische Leben eingebunden waren.
Der offizielle erste Schutzjude, Leffmann Behrens Sohn Jacob, war vermutlich nur selten in Lüneburg, meist führte sein Cousin Isaak Ahrons (Ahron Cohen) in der Stadt die Geschäfte. Jacob Behrens starb 1697 während eines Messebesuchs in Leipzig und wurde in Dessau beigesetzt. Nach seinem Tod ging "der Schutz" auf seinen Lüneburger Vetter Isaak Ahrons über, der der Stammvater der Lüneburger Bankiers- und Kaufmannsfamilie Ahrons/Behrens wurde.
Die Tuchmanufaktur in Lüneburg wurde zunächst weiter von Leffmann Behrens, seinem Sohn Herz und seinen Enkeln aus Hannover betrieben. Nach 1700 wurde sie um ein Gewandhaus und eine Färberei erweitert. Nach dem Bankrott der Firma Behrens 1721 scheint das Unternehmen vorerst geschlossen worden zu sein. Vermutlich wurde die Tuchmanufaktur 1722 von Moses Salomon übernommen.
Louis & Henry Fraenkel: Forgotten Fragments of the History of an old Jewish Family, Copenhagen 1975, S. 24/25. Online verfügbar
Selig Gronemann: Genealogische Studien über die alten jüdischen Familien Hannovers, Berlin 1913. Online verfügbar
Namensvarianten: Moses Jakob