Rechtsanwaltspraxis Robert Heinemann (1898-1920)
Kinderarztpraxis Dr. Lotte Heinemann (1926-1936)
Schießgrabenstraße 10
Lüneburg
1898 erwarb Rechtsanwalt Robert Heinemann das wenige Jahre zuvor erbaute schöne und moderne Haus in der Schießgrabenstraße 10. Die repräsentative Promenade entlang des Lösegrabens wurde damals gerade zu einer der besten Wohngegenden Lüneburgs umgestaltet. Robert und Selma Heinemann lebten hier mit ihren sechs Kindern. Sie erweiterten das Haus um ein Seitengebäude und einen Anbau, in dem Robert Heinemanns Rechtsanwaltspraxis lag.
Nach und nach verließen die Kinder das Haus, Robert Heinemann selbst starb an schwerer Krankheit bereits im Jahr 1920. Seine Witwe Selma lebte bis zu ihrem Tod 1931 in dem Haus, ihre Kinder und Enkelkinder kamen gern und oft zu Besuch. Ab 1926 war auch Tochter Dr. Lotte Heinemann wieder in Lüneburg und eröffnete in einem Teil des elterlichen Hauses eine Praxis als Kinderärztin.
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde ihr die Berufsausübung zunehmend erschwert. Boykotte, Schikanen und antisemitische Aktionen von seiten nicht-jüdischer Arztkollegen führten dazu, dass Dr. Lotte Heinemann ihr Elternhaus und ihre Stadt verließ. Sie emigrierte 1936 nach New York. Das Haus wurde an einen Lüneburger Arzt verkauft. Bis 1994 gehörte es verschiedenen Ärzten als Wohn- und Praxishaus. Dann zog das Kirchenkreisamt Lüneburg in das alte Heinemannsche Haus in der Schießgrabenstraße 10. Seit 2015 erinnert dort eine Tafel an die Geschichte der Familie von Robert und Selma Heinemann.